piwik no script img

Hammerharte Schläge

Fünf Fragen eines genesenden Papstes

Mein lieber Generalvikar, da läuft heut‘ vieles sonderbar! Durch alle Flure, Zimmer, Säle spazieren ständig Kardinäle. Sogar um meinen Beichtstuhl schlappendie penetranten Purpurkappen. Und zwischen diesen alten Knackernschleppt noch ein Heer von Möbelpackernso ziemlich alles von mir raus, als wär‘ ich nicht der Herr im Haus.

Und dann vermiss ich dieses Dingan meiner Hand, den Fischerring,zusammen mit dem Siegelblei. Das lag noch gestern hier mit bei. Damit hab‘ ich wie jede Nacht die Preisausschreiben freigemacht.

Erwacht bin ich in meiner Kammer zudem durch einen weißen Hammer, den mir mein Leibarzt vor den Bug, sprich dreimal auf den Schädel schlug.Und dabei lag ich statt im Bettmatratzenlos auf einem Brett mit Blick auf hohe Holzverschläge,als ob ich noch im Ställchen läge! Das kann ich nicht gemütlich nennen –und wenn gleich tausend Kerzen brennen.

Die Krönung aber ist mein Kittelmit dem Geruch nach Bohnermittel!Wenn ich nicht wüsste, wer ich bin, dann käm‘ mir Holzschutz in den Sinn.

Und wie ich eben beten wollte und auf die Sakristei zurollte, steht da ein Kerl am Ofenrohr und stellt sich als „Karl Lehmann“ vor!

Das wär‘ ja weiter kein Problem. Auch Adam schuf der Herr aus Lehm.Doch dieser „Herr“ schien statt zu heizen mit Holz und Kohlen sehr zu geizen.Denn pfeifend hielt er einen Schlauch, aus dem drang weißer Qualm statt Rauch.Und nicht nur das! Dann schlägt er dochins Mauerwerk ein dickes Loch, steckt seinen Gartenschlauch hinein und nebelt die Kapelle ein!

Mich aber konnten sie nicht täuschen bei den dann folgenden Geräuschen, die völlig schamlos ein Prälat ins Ende dieses Schlauches tat.„Habemus papam!“, röhrte er nach draußen in ein Menschenmeer.

Das aber ist so alt wie wahr, mein lieber Generalvikar! Ein Narr, der so was groß betont, wo alle wissen, wer hier wohnt … Doch jetzt schmeißt die Bagage raus.Genug gealbert! Ich geh‘ aus. Nur kurz mal eben rasch nach Polen. Die Skier kann mir Lehmann holen!

Reinhard Umbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen