schwarzenegger
: Recht auf Optimismus

Gewiss, gewiss. Arnold Schwarzenegger hat während seines Triumphzugs durch Kalifornien, den als Wahlkampf zu bezeichnen eine grobe Irreführung wäre, zu politischen Streitthemen keinerlei Stellung bezogen. Und er kam damit durch, bestimmte die Show wie die Termine, ließ die mitreisenden Journalisten am steifen Arm verhungern. Dennoch liegt etwas Irritierendes in den veröffentlichten Berichten über seine schließlich erfolgreiche Kandidatur zum Gouverneur – vor allem hierzulande.

Kommentar von CHRISTIAN SEMLER

Schwarzenegger eignet sich vorzüglich für den Versuch, endlich wieder mit beiden Händen in die Stereotypkiste greifen zu dürfen. Schon für die Beurteilung Ronald Reagans reichte es aus, dass er in Hollywood Karriere gemacht hatte, noch dazu nur in B-Filmen. Gemessen daran war seine schändliche Rolle als Denunziant in der McCarthy-Ära geradezu eine lässliche Sünde. Schauspieler sind eben doof und Bodybuilder beherrschen lediglich ihre eigene Anatomie.

Dass Schwarzenegger sein Ökonomiestudium in den USA erfolgreich abgeschlossen, dass er sich als cleverer Geschäftsmann erwiesen hat, dass er in wirtschaftspolitischen Fragen ein neoliberaler Friedman-Boy, in sozialen und gesellschaftlichen aber eher progressiv tickt – was soll’s. Doch hinter diesem Hochmut steckt ein fatales Vertrauen in Kompetenz und Sachverstand, insbesondere was die Ökonomie anlangt. Allzu willig überlassen wir uns den „Profis“ – dabei müssten deren höchst mangelhafte Arbeitsergebnisse dazu angetan sein, alle Hoffnung auf Expertentum fahren zu lassen.

Schwarzenegger, so belehren uns die Reportagen der letzten Wochen, wurde vom Wahlvolk als „einer von uns“ gefeiert, als Immigrant, der es geschafft hat, als geradliniger Kerl, der es wem auch immer „da oben“ schon zeigen wird. Dieses Charakterbild ist etwas komplexer als das vom hirnlosen Muskelmann. Es lädt zur Identifikation ein. Natürlich handelt es sich auch dabei wieder um ein Kunstprodukt, das dem rau gewordenen Klima Kaliforniens nicht allzu sehr ausgesetzt werden darf. Aber wer sagt uns, dass irgendein Fleisch gewordener Sachverstand angesichts des kalifornischen 38-Milliarden-Defizits den Realitätstest besser bestehen würde?

Und könnte es nicht sein, dass der von allen Inhalten gereinigte Optimismus Schwarzeneggers nicht doch die Investoren beflügeln wird? Alles ist doch Psychologie. Oder haben uns auch diese Einsicht die Experten aufgeschwatzt?