Für besseres Bier

Im Ruhestand quer durch die Welt: „Senior Experten Service“ vermittelt seit 20 Jahren pensionierte Fachkräfte – von Kasachstan bis Namibia

Beruflich ist Joachim Schade noch nie so weit in der Welt herumgekommen wie, seit er in Rente ist. Schon neunmal hat der Ingenieur seither in Ländern gearbeitet, deren Namen er zuvor allenfalls aus den Nachrichten kannte. Sein nächster Einsatz steht kurz bevor – diesmal führt der „Senior Experten Service (SES)“ ihn nach Kasachstan. Schade ist einer der 93 Ruheständler aus Hamburg, die der SES in den vergangenen 20 Jahren als „Entwicklungshelfer“ an Betriebe im In- und Ausland vermittelte. Gestern tauschten die Senior-ExpertInnen bei einer Konferenz ihre Erfahrungen aus.

Die beschreiben sie als positiv, für sich selbst und auch für die Unternehmen, in denen sie tätig geworden sind. Änne Märten flog für den SES nach Namibia. Die ehemalige Lehrerin unterrichtete dort junge Mädchen, die im Gaststättengewerbe ausgebildet wurden und bei ihr zudem Deutsch und Englisch lernten. Mit großem Erfolg, wie sie sagt: Die jungen Frauen seien als Arbeitskräfte vor allem in Hotels sehr gefragt. Auch Schade, der in Bierbrauereien weltweit im Einsatz war, zeigte sich zufrieden: In Tomsk, weiß er, sei das Bier dank seiner Hilfe „bedeutend besser“ geworden, und „die können das jetzt auch allein“.

Die Kontakte zu den Auftraggebern stellt das SES über Projektverantwortliche in den einzelnen Ländern her. Die werben dort bei Handelskammern undBotschaften für die Senior-Experten. Kommt es zur Vermittlung eines fachkundigen Rentners, zahlen die Betriebe diesem außer einem kleinen Taschengeld die Anreise und Unterkunft – soweit die Firma dazu in der Lage ist. Die übrigen Kosten deckt der SES über Zuwendungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung.

Nicht nur TechnikerInnen und ehemalige Führungskräfte, sondern auch RentnerInnen aus dem Dienstleistungsgewerbe und Handwerk werden gesucht – gerade im Moment, weil der SES seinen Schwerpunkt mehr auf die Berufsausbildung in den bereisten Ländern legt. So sind momentan rund 100 BauhandwerkerInnen gefragt, die in Äthiopien ehemalige Soldaten zu Handwerkern ausbilden sollen. ELKE SPANNER