Verpfändung der Schalke-Fans

betr.: „Lockruf des Geldes. Schalke 04 scheißt die Werder-Stars Ailton und Krstajic mit Kohle zu“, taz vom 9. 10. 03

Sehr geehrter Herr Assauer, wir möchten Ihnen auf diesem Wege für Ihr kaufmännisches Geschick unseren Respekt aussprechen. In einem atemberaubendem Tempo haben Sie aus der nostalgischen Perspektivlosigkeit eines Meisters der Herzen einen pubertierenden Global Player geschaffen, dessen Einkaufspolitik sich mit ihren destruktiven Synergieeffekten nicht mehr hinter einem FC Bayern oder gar Real Madrid verstecken muss. Das Problem des fehlenden finanziellen Fundaments wurde hierfür durch die Verpfändung der Schalker Anhängerschaft, respektive der durch ihren Stadionbesuch in den nächsten Jahrzehnten zu erzielenden Einnahmen mehr als kompensiert. Die faustische Dimension dieses Paktes werden Ihnen sicher auch die Schalker Fans angesichts der vielen neuen namhaften Identifikationsfiguren verzeihen.

Schalke 04 war ein traditionsbewusster, in seiner Region verwurzelter Arbeiterklub. Diese Zeiten sind ja nun zum Glück vorbei. Sie stoppten energisch den Hype um die in Deutschland ja eh generell erfolglose Nachwuchsförderung und verpflichten nun lieber von anderen Vereinen ausgebildete Topleute. Vielleicht verstärken wir uns nicht selber – aber auf jeden Fall schwächen wir die anderen. JENS GIESEKE, Bremen

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.