Zwerge widerstehen

MieterInnen des subventionierten Zentrums Kreuzberg fühlen sich von Betreibergesellschaft verschaukelt

Über 300 rote Zwergenmützen haben die MieterInnen des Zentrums Kreuzberg (ZK) gebastelt. Damit wollen sie heute ab 11 Uhr auf die Straße gehen, um gegen die für sie unerträgliche Situation in dem Betonklotz am Kottbusser Tor zu demonstrieren. „Letztes Jahr hat der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Peter Ackermann, unseren Protest als Zwergenaufstand bezeichnet, und den machen wir jetzt“, sagt Horst Wiessner vom Mieterbeirat.

Gemeinsam mit der Initiative für ein Berliner Sozialforum berichten die MieterInnen über „defekte Aufzüge, undichte Fenster, kaputte Decken, Toilettengeruch und Ungeziefer im Haus“. „Obwohl sehr viele öffentliche Gelder in das Haus fließen, passiert nichts“, beklagt sich Wiessner. Dafür würden aber diese Gelder für den Ausbau der Läden verwendet, die danach leer stünden. „Was bezweckt die private Betreibergesellschaft damit?“, fragen sich nicht nur die Mitglieder der Mieterbeirats, sondern auch Lokalpolitiker wie der SPD-Abgeordnete Stefan Zackenfels. Projekte wie „das Kaufhaus Kreuzberg werden von der Betreibergesellschaft abgewürgt“, führt Wiessner weiter aus. Die Initiative selbstständiger Migrantinnen (ISI e.V.), die ihr Schulungszentrum in dem Gebäude hat, gibt jetzt entnervt auf und sucht einen neuen Standort. Viel Energie steckte Wiessner in die Überprüfung der Betriebskostenabrechnungen, die er für „überhöht und unrichtig“ hält. Dagegen spricht Ackermann von kleinen Unstimmigkeiten, „eine 100-prozentige Punktlandung kriegt man nie hin“.

Besonders empört die MieterInnen, dass die private Betreibergesellschaft weiterhin mit Steuergeldern gefördert wird, ohne dass die Politiker dafür Zugeständnisse wie die feste Installation eines Mieterbeirats verlangen. Um die befürchtete Insolvenz nach dem Ablauf der 30-jährigen Förderung des Sozialen Wohnungsbaus im November 2004 zu verhindern, setzte der Bewilligungsausschuss des Senats bei einem Kredit über 25 Millionen Euro für zehn Jahre Zins und Tilgung aus. Dies bedeutet eine weitere jährliche Subventionierung von mindestens einer Million Euro.

Jetzt fordern die MieterInnen, dass „endlich Schluss ist mit der Subventionierung von Eigentümern, denen es immer nur um Steuerabschreibung ging“. Das Zentrum Kreuzberg müsse kontrolliert in die Insolvenz geführt werden, um dann in öffentlichen Besitz zusammen mit den MieterInnen ein neues Trägermodell zu finden. CHRISTOPH VILLINGER