Gedenken in Hongkong

82.000 Menschen erinnern in der Sonderzone an das Pekinger Tiananmen-Massaker. Verhaftungen in China

BERLIN taz ■ Zehntausende Menschen haben gestern Abend in der chinesischen Sonderzone Hongkong mit Kerzen der blutigen Niederschlagung von Chinas Demokratiebewegung vor 15 Jahren gedacht. Die Veranstalter sprachen laut AP von 82.000 Teilnehmern, die patriotische Lieder sangen und forderten, die für das Tiananmen-Massaker Verantwortlichen zu bestrafen.

Seit 1989 treffen sich in Hongkongs Victoriapark jeden 4. Juni Zehntausende und gedenken der blutigen Repression. Die hatte in der damaligen Kronkolonie Honkong einen Schock ausgelöst. Denn die Rückgabe Hongkongs an das kommunistische China war bereits für 1997 vereinbart worden. Bei der gestrigen Kundgebung, die mehr Teilnehmer als in den vergangenen Jahren hatte, ging es auch um die Unzufriedenheit mit dem von Peking bestimmten Hongkonger Regierungschef sowie um Pekings Absage einer baldigen Direktwahl des Hongkonger Parlaments. Das wird im September neu gewählt, aber nur zur Hälfte direkt.

Auf dem chinesischen Festland wurde wie bisher das Gedenken an die auf mehrere hundert bis einige tausend geschätzten Opfer der damaligen Massaker unterdrückt. Laut Agenturberichten wurden gestern mindestens 16 Menschen auf dem Tiananmen-Platz festgenommen. Das Programm des US-Senders CNN, das in Hotels und Ausländerwohnhäusern empfangen werden kann, wurde mehrfach unterbrochen. Bereits in den letzten Tagen waren Aktivisten und Angehörige von Opfern unter Arrest gestellt oder aus Peking ausgewiesen worden. HAN