Besatzer morden und vergewaltigen

Menschenrechtskommission der UNO legt Irak-Bericht vor. USA und Großbritannien durften Bericht vorab einsehen. Zeugen erheben schwere Vorwürfe gegen Vorgehen der Koalitionstruppen bei Kontrollen, Durchsuchungen und in Gefängnissen

GENF dpa/ap/taz ■ Zeugen aus dem Irak haben den Koalitionstruppen Mord, Erniedrigung, Misshandlung, Vergewaltigung und Diebstahl vorgeworfen. Das geht aus dem gestern in Genf vorgelegten Bericht des Hohen Menschenrechtskommissars hervor. Vom 24. bis 28. Mai hatten Vertreter des UN-Büros für Menschenrechte Zeugen befragt. Die Untersuchung der Menschenrechtslage im Irak war unmittelbare Folge der Berichte von Übergriffen vor allem von US-Soldaten auf Gefangene. Verstöße gegen die Genfer Konvention während des Krieges wurden nicht untersucht.

„Wir sind über die Lage nach Beginn der Kontrolle der Koalitionstruppen besorgt“, heißt es im Bericht. Er wurde vor Veröffentlichung Vertretern der USA und Großbritanniens, die die meisten Truppen im Irak stellen, vorgelegt. Ihre Meinung habe den Bericht aber nicht verändert, sie sei als Anlage beigefügt worden, so ein UN-Sprecher. Dies erkläre die mehrtägige Verzögerung der Vorlage des Berichts.

Die Koalitionstruppen hätten sich wohl angesichts der unsicheren Lage immer kriegerischer gegenüber der irakischen Bevölkerung verhalten. So sei ein Iraker beim Fahren eingeschlafen und dabei einem Jeep der Koalitionstruppen zu nahe gekommen. Er sei erschossen worden. Ein anderer Zeuge berichtete, als die irakische Polizei Einbrecher habe festnehmen wollen, hätten vorbeifahrende Truppen sie alle für Einbrecher gehalten und vier Menschen getötet.

In vielen Fällen sollen, so die Zeugen, bei Hausdurchsuchungen gefundener Schmuck und Geld nicht zurückgegeben worden sein. Der Koran sei vor den Augen Gläubiger zerfetzt worden, und wenn der Ehemann oder Vater nicht gefunden wurde, habe man den Sohn mitgenommen. In den Aussagen ist auch davon die Rede, dass Frauen herabgewürdigt oder vergewaltigt worden seien.

Auch die Vorgänge im Abu-Ghraib-Gefängnis konnten einige der Interviewten aus eigener Anschauung bestätigen. Der 29-jährige Abood Al-Rawi, der schon unter Saddam Hussein als politischer Gefangener eingesessen hatte, berichtete von schwerer Folter seitens der US-Wächter. Unter anderem seien ihm zwei Zähne ausgerissen worden, er sei geschlagen und getreten worden, er sei mit Vergewaltigung und der Übersendung nach Guantánamo bedroht worden.

Die Interimsregierung in Irak müsse nach ihrem Amtsantritt dafür sorgen, dass Iraker keine Misshandlungen mehr erlitten.

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