16.00

Diese ganze blumige italienische Musik ist. Von wem ist die eigentlich? Wenn man die Namen weiß, kennt man sie besser.

Prolog

Die menschliche Zerbrechlichkeit: Sterblich bin ich, menschlich beschaffen; Das Geringste trübt mich, und schon ein Hauch kann mich zerbrechen. Die Zeit erzeugt mich und greift mich an.

Die Vergänglichkeit: Nichts ist heil Vor dem Zahn der Zeit, Der mit Genuss nagt. Flieht nicht, ihr Sterblichen! Ich hinke zwar, doch hab’ ich Flügel.

Die menschliche Zerbrechlichkeit: Sterblich bin ich, menschlich beschaffen; Aussichtslos suche ich nach einer vor Gefahren sicheren Stätte, Denn das zerbrechliche Leben ist ein Glücksspiel.

Das Schicksal: Wünsche, Freude und Schmerz Bilden mein Wesen. Blind bin ich und taub, Ich sehe und höre nicht; Reichtümer und Größe Verteile ich nach meiner Laune.

Die menschliche Zerbrechlichkeit: Sterblich bin ich, menschlich beschaffen. Amor, dem Tyrann, gilt das Opfer Der kurzen Spanne meines grünen Alters.

Die Liebe: Gott, der Götter Verwunder Nennt mich, Amor, die Welt. Als beflügelter blinder Schütze Schleudere ich die Pfeile, denen kein Schild gewachsen.

Die menschliche Zerbrechlichkeit: Armselig, menschlich beschaffen bin ich wahrhaftig. Ist doch verhängnisvoll, Blinden und Hinkenden zu folgen!

Vergänglichkeit, Schicksal, Liebe: Durch mich wird dieser Mensch zerbrechlich sein. Durch mich wird dieser Mensch armselig sein. Durch mich wird dieser Mensch trübselig sein. Erbarmungslos flieht die Zeit dahin! Erbarmungslos lockt das Glück! Erbarmungslos schleudert Amor seine Pfeile! Zerbrechlich, armselig, trübselig sei dieser Mensch.

Fff! Uuh! Wo Bronze von nah? Wo Gold von fern? Wo Hufe? Rrrpr. Kraa. Kräändel. Dann und erst dann. Mein Eppripfftaph. Schpfreiben. Geschafft. Fanget an!

1. Akt

Alle: Rote Blitze flammen, Schrecklich rollt der Donner rings umher, Alles zittert, kracht zusammen, Und der Sturm zerpeitscht das Meer. Seine Rabenflügel Hat der Geist der Hölle ausgespannt, Hat des Himmels Lichter Ausgelöscht mit finstrer Hand. Durch den Rauch im roten Feuer Grinst sein fahles Angesicht, Und er steigt herab zur Erde, Die ihn kommen sieht mit Stöhnen. Wird sie aus den Fugen gehen? Ist verflossen ihre Zeit? Sie weiß es nicht. Furchtbar mit Posaunentönen Droht das Weltgericht.

Alsbald gingen sie dazu über, von Musik zu schwatzen, einer Form der Kunst, für welche Bloom, als reiner Amateur, die größte Liebe hegte. Wagner’sche Musik war, obschon zugestandenermaßen großartig in ihrer Art, ein bisschen zu gewaltig für Bloom und auf Anhieb schwer zu verfolgen, aber Mozarts Zwölfte Messe, in der konnte er richtig schwelgen, und das Gloria darin war für sein Empfinden einfach der Gipfel erstklassiger Musik als solcher, das haute buchstäblich über jede Hutschnur.

Chor und Solisten: Ehre sei Gott in der Höhe Und auf Erden Friede den Menschen, Die guten Willens sind. Wir loben Dich, Wir preisen Dich, Wir beten Dich an, Wir verherrlichen Dich. Wir sagen Dir Dank Ob Deiner großen Herrlichkeit.

Der geistlichen Musik der katholischen Kirche gab er überhaupt unendlich den Vorzug vor allem, was der Konkurrenzladen zu bieten hatte. Auch räumte er niemandem das Feld in puncto Bewunderung für Rossinis Stabat Mater, ein Werk, das einfach strotzte vor unsterblichen Nummern.

Chor und Solisten: Christi Mutter stand mit Schmerzen Bei dem Kreuz und weint’ von Herzen, Als ihr lieber Sohn da hing. Durch die Seele voller Trauer, Seufzend unter Todesschauer, Jetzt das Schwert des Leidens ging. Welch ein Weh der Auserkornen, Da sie sah den Eingebornen, Wie er mit dem Tode rang. Angst und Trauer, Qual und Bangen, Alles Leid hielt sie umfangen, Das nur je ein Herz durchdrang. Wer könnt’ ohne Tränen sehen Christi Mutter also stehen In so tiefen Jammers Not? Wer nicht mit der Mutter weinen, Seinen Schmerz mit ihrem einen, Leidend bei des Sohnes Tod?

Manches von dieser alten Kirchenmusik ist ja herrlich. Mercadante: die sieben letzten Worte.

Chor und Solisten: Vater, vergib ihnen, Denn sie wissen nicht, was sie tun. Vater im Himmel, o sieh hernieder Vom ewigen Thron! Vater der Liebe, dein Eingeborener, Er fleht für Sünder, für deine Kinder, Erhöre den Sohn! Ach, wir sind tief gefallen, Wir sündigten schwer; Doch allen zum Heil, uns allen, Floß deines Sohnes Blut. Das Blut des Lamms schreit nicht um Rach’; Es tilgt die Sünden. Vater der Liebe, lass uns Gnade finden, Erhöre den Sohn!

Diese alten Päpste, richtig versessen waren die auf Musik. Hatten ’ne flotte Zeit, solange das lief. Ist auch gesund, Singen, regelmäßige Stunden, dann Liköre brauen. Benediktiner. Chartreuse grün. Aber, dass sie Eunuchen in ihrem Chor hatten, also das war ja wohl ein bisschen happig. Was das wohl für eine Art Stimme ist? Musste sich komisch anhören nach ihren eigenen kräftigen Bässen. Feinschmecker, verstanden was davon. Fühlten wahrscheinlich überhaupt nichts mehr hinterher. Nur noch Ruhe irgendwie, milde Stimmung. Wer weiß? Eunuch. Auch ein Ausweg.

2. Akt

Voglio e non vorrei. Möchte wissen, ob sie das richtig ausspricht: voglio. Sitzt vorm Frisiertisch, summend: voglio e non vorrei. Nein: vorrei e non. Sieht sich die Haarspitzen an, ob gespalten. Mi trema un poco il. Herrlich ihre Stimme auf dem tre: wie Tränen der Ton.

Zerlina (für sich): Ach soll ich wohl es wagen? Mein Herz, o sag es mir! Ich fühle froh dich schlagen, Und steh’ doch zitternd hier.

Don Giovanni: Lass nicht umsonst mich werben!

Zerlina: Masetto würde sterben!

Don Giovanni: Glück soll dich stets umgeben!

Zerlina: Kaum kann ich widerstreben.

Don Giovanni: Komm, o folg’ mir! O komm, o komm!

Zerlina: Wohlan!

Don Giovanni und Zerlina: So dein zu sein auf ewig, Wie glücklich, o wie selig, Wie selig werd’ ich sein!

Don Giovanni: O komm!

Zerlina: Wohlan!

Don Giovanni und Zerlina: Komm lass uns glücklich sein, Komm lass uns selig sein!

Er summte, die Töne in feierlichem Echo verbreiternd, die Schlusstakte: Don Giovanni, a cenar teco m’invitasti. Fühl mich schon besser. Burgunder. Bringt einen gut auf Trab. Wer wohl als Erster aufs Destillieren gekommen ist?

Komtur: Don Giovanni! Du hast zum Nachtmahl Mich geladen: Ich bin gekommen.

Don Giovanni: Nimmer hätt’ ich Euch erwartet, Doch willkommen heiß’ ich Euch. Leporello, her geschwinde, Lass aufs Neu’ die Tafel decken!

Leporello: Gnäd’ger Herr, gnäd’ger Herr, Bin halb tot vor Angst und Schrecken!

Don Giovanni: Auf gehorche!

Komtur: Nein, bleibe hier! Leicht des irdischen Mahles entbehret, Wer von himmlischen Speisen sich nähret. Andre Wünsche und höhere Sorgen Riefen heute herab mich zu dir!

Leporello: Wie vom Fieber, so werd’ ich geschüttelt, Alle Glieder erzittern an mir.

Don Giovanni: Nun so rede, was willst du?

Komtur: Hör meine Worte, Nur kurz hab’ ich Zeit.

Don Giovanni: Rede, rede, Du siehst mich bereit.

Komtur: Du ludest mich zum Mahle; Weißt du nun, was dir ziemet? Gib Antwort mir, Wirst mein Mahl auch du nun teilen?

Augenblicks-Enthusiasten. Ganz Ohr. Nichts entgeht ihnen, nicht der winzigste Demisemitriller. Augen fest zu. Kopfnicken im Takt. Verrückt. Man wagt keinen Mucks. Denken strikte verboten. Immer bloß Fachsimpelei. Schnickschnack nach Noten.

Leporello: Entschuldigt Euch, sagt, dass Ihr keine Zeit habt!

Don Giovanni: Wer hätte wohl im Leben Jemals mich feig gesehn?

Komtur: Entschließ dich!

Don Giovanni: Ich bin entschlossen!

Komtur: So kommst du?

Leporello: O saget nein, o saget nein!

Don Giovanni: Noch nie hab’ ich gezittert, Ich fürchte nichts, drum sei’s.

Komtur: Reich mir die Hand zum Pfande.

Don Giovanni: Nimm sie denn!

Komtur: Wohlan?

Don Giovanni: O weh! Wie kalt fasst sie mich an!

Komtur: Öffne dein Herz der Reue, Dir schlug die letzte Stunde!

Don Giovanni: Nicht kenn’ ich Buß’ und Reue, Hebe dich weg von hier!

Komtur: Beug deinen Sinn, Verruchter!

Don Giovanni: Nein, nein, du tör’ger Alter!

Komtur: Bess’re dich!

Don Giovanni: Nein!

Komtur: Ja!

Don Giovanni: Nein!

Komtur: Jetzt naht dein Strafgericht.

(Er versinkt. Heftiger Donnerschlag. Feuersglut von verschiedenen Seiten. Sturm und Erdbeben.)

Der Bursche im ersten Rang starrte ihr vorn mit dem Operngucker rein, was das Zeug hielt. Musikalisch Schönes muss man zweimal hören. Natur, Frau, ein halber Blick. Gott schuf das Land, der Mensch die Lieder. Mit ihm zig Hosen. Philosophie. Ach du dickes Ei!

(Die Nebelsäule verschwindet dem Hintergrunde zu. Wotan und Loge lassen sich aus einer Schlucht von oben herab.)

Loge: Nibelheim hier: Durch bleiche Nebel Was blitzen dort feurige Funken?

Mime: Au! Au! Au!

Wotan: Hier stöhnt es laut: was liegt im Gestein?

Loge (neigt sich zu Mime): Was Wunder wimmerst du hier?

Mime: Ohe! Ohe! Au! Au!

Loge: Hei, Mime! Munt’rer Zwerg! Was zwickt und zwackt dich denn so?

Mime: Lass mich in Frieden!

Loge: Das will ich freilich, Und mehr noch, hör: Helfen will ich dir, Mime! (Er stellt ihn mühsam aufrecht.)

Mime: Wer hälfe mir? Gehorchen muss ich dem leiblichen Bruder, der mich in Bande gelegt.

Loge: Dich, Mime, zu binden, Was gab ihm die Macht?

In einer Höhle in dunkler Erden Mitten. Eingebettet Erz. Klumpmusik. Die Stimme dunklen Alters, der Unliebe, der Erdenmüdigkeit kam ernst heran und schmerzvoll, kam von fern, von grauen Bergen, rief nach guten Männern, echt und wahr. Den Priester sucht’ er, dass er mit ihm spräche.

Sarastro: In diesen heil’gen Hallen Kennt man die Rache nicht. Und ist ein Mensch gefallen, führt Liebe ihn zur Pflicht. Dann wandelt er an Freundeshand Vergnügt und froh ins bess’re Land. In diesen heiligen Mauern, Wo Mensch den Menschen liebt, Kann kein Verräter lauern, Weil man dem Feind vergibt. Wen solche Lehren nicht erfreu’n, Verdienet nicht ein Mensch zu sein.

In Lebersaft mantschte Le Bloom sich Mantschkartoffeln. Wie bereits gesagt, aß er mit Vorliebe die inneren Organe, leckere Muskelmägen, gesottenen Dorschrogen, während Richie Goulding, Collis, Ward, Steak aß und Niere, Steak zuerst, dann Niere. Musikalische Schweinerei.

3. Akt

Hallo, ein Plakat. Mirus-Basar. Zugunsten des Fonds für Mercers Hospital. Zuerst wurde dafür der Messias gegeben. Ja, Händel. Wie wär’s denn, wenn wir da mal hingingen.

Jünglinge: Seht, er kommt mit Preis gekrönt. Fei’rt, Posaunen, den Empfang. Rings um den Erretter tönt Der Befreiten Siegsgesang.

Mädchen: Seht, er kommt mit Sieg umringt. Flöten, tönt, belebt den Tanz. Myrtenzweig und Rosen schlingt In des Jünglings Lorbeerkranz.

Ganzer Chor: Seht, er kommt mit Preis gekrönt. Fei’rt, Posaunen, den Emfpang. Rings um den Erretter tönt Der Befreiten Siegsgesang.

Im Ganzen gesehen hatte er, obwohl er vorzüglich zur leichten Oper neigte, so vom Genre des Don Giovanni oder der Martha, ein Juwel in ihrer Art. Und wo sie einmal davon redeten, erwähnte er par excellence Lionels Lied in der Martha, M’appari, welches er, wunderlich genug, erst gestern wieder gehört beziehungsweise zufällig mit angehört hatte.

Lyonel: Ach, so fromm, ach, so traut Hat mein Auge sie erschaut. Ach so mild und so rein Drang ihr Bild ins Herz mir ein. Banger Gram, eh’ sie kam, Hat die Zukunft mir umhüllt, Doch mit ihr blühte mir Neues Dasein lusterfüllt. Weh, es schwand, Was ich fand, Ach, mein Glück erschaut’ ich kaum. Bin erwacht, und die Nacht Raubte mir den süßen Traum. Martha! Martha! Du entschwandest, Und mein Glück nahmst du mit dir; Gib mir wieder, was du fandest, Oder teile es mit mir.

Langweilige Gestalten, diese Fiedelkratzer, den Blick auf dem Bogenende, oder das Cello am sägen, an Zahnschmerzen denkt man dabei. Die Posaune unten schnaufte wie ein Walross, ein anderer Blechbläser schraubte an seinem Ding rum, leerte Spucke aus. Und die Beine des Dirgenten, Sackhosen, zappelig schlappig. Ganz recht, dass sie die versteckten.

Chor der Frauen: Ihr Schönen dort auf blauen Matten, Zu sanfter Rast vereint im Schatten, Entbietet Trotz des Tages Glut; Des Baches laue Wellen laden Euch sanft und schmeichelnd ein zum Baden, Zu frischem Bad in kühler, grüner Flut!

Die schönste Tenor-Arie, die je geschrieben wurde, sagte Richie: Sonnambula. Er hatte sie von Joe Maas gesungen gehört. Nie würde Richie jenen Abend vergessen. So lang wie er lebt, nie. Auf dem Olymp des Old Royal.

Elvino: Alles ist vorbei. Für mich gibt es kein’ Trost. Mein Herz ist für immer gestorbenDer Freude und der Liebe.

Amina: Höre mich an, Elvino.

Elvino: Du … und du wagst es?

Amina: Weh! Beruhige dich.

Elvino: Geh! Treulose!

Amina: Glaub mir … In mir ist keine Schuld.

Elvino: Du hast mir alles Glück geraubt.

Amina: Ich bin unschuldig, Ich schwöre es dir. In mir ist keine Schuld.

Elvino: Fort … Fort … Undankbare! Hebe den Blick und fülle die Seele Mit dem Ausmaß meiner Qualen: Der traurigste der Sterblichen Bin ich, Grausame, und ich bin es durch dich.

– Wie war doch gleich noch ihr Name? – Sie war doch sozusagen die … – Regimentstochter.

Die Grenadiere: Rataplan rataplan rataplan! Wenn der Trommelschall Wie der laute Donnerhall Stürmt belebend auf uns ein … Rataplan rataplan rataplan! Riss uns hin Mit dem werbenden Schlag! Im gleichen Takt Ans Herz gepackt: Lasst uns Soldaten sein! Rataplanplanplan! Rataplan rataplan rataplan!

Die Tram. Krän, krän, krän. Gute Geleg. Kommt wie ge. Krändelkränkrän. Also bestimmt ist das der Burgunder. Ja. Eins, zwo. Lasst mir das Epitaph. Karaaaaaaa. Schreiben. Ich hab’s. Pprrpffrrppfff. Geschafft!