Luxushotel räumt Baudirektor

Hans Stimmann soll die Architekturabteilung samt Berlin-Modellen in der Behrenstraße verlassen, damit ein First-Class-Hotel einziehen kann. Dem Land ist die Immobilie zu teuer. Mitarbeiter murren

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Abteilung des Senatsbaudirektors von Berlin ist in einem wirklich schönen Gebäude untergebracht. Im Unterschied zur Zentrale der Bauverwaltung am Fehrbelliner Platz residiert Hans Stimmann nobel, liegt doch die Behrenstraße Nr. 42 in der historischen Mitte der Stadt. Gleich um die Ecke befinden sich die Staatsoper und die Humboldt-Universität, die Straße Unter den Linden sowie der Gendarmenmarkt. Die repräsentative Fassade aus dem Jahre 1901 spiegelt noch heute das einstige Bankhaus der ehemaligen Disconto-Gesellschaft wider. Und auch im Innern des Hauses erinnern etwa der große Lichthof sowie zahlreiche weiträumige Büros an glorreiche Zeiten.

Die sollen wieder auferstehen: in Gestalt potenter Berlin-Touristen und in Form exklusiver Ausstattung für teure Übernachtungen sowie spektakulärer Events. Denn anstelle der Bauverwaltung ist geplant, die Behrenstraße 42 zum Luxushotel umzugestalten. Im Gespräch sind Betreiber von First-Class-Bettenburgen. Die Gerüchte, dass gar die Fünf-Sterne-Nobel-Kette Shangri-La dort investieren möchte, haben sich bisher nicht bestätigt. „Wir planen aktuell kein Engagement in Berlin“, sagt Anita Meier, Deutschlandsprecherin des Hotelunternehmens, der taz. Derzeit konzentriere sich Shangri-La auf neue Häuser in China und im Mittleren Osten. Doch was heißt „aktuell“?

Sei’s drum. Stimmanns Tage, die seiner rund 180 Mitarbeiter und auch der großen Berlin-Modelle, die den Lichthof füllen, sind gezählt. Nach den Haushaltsberatungen noch im Jahr 2004 und einer nun erneuten Vorlage im Hauptausschuss des Landtags „gibt es die Auflage, dass die Bauverwaltung aus der Behrenstraße rausgeht“, so Oliver Schruoffeneger, grünes Mitglied des Ausschusses, zur taz. Zugleich werde nach Ersatz für die 180 Mitarbeiter und die Modelle in anderen Häusern der Bauverwaltung gefahndet – über den es aber noch keine Entscheidung gibt. Klar sei jedoch im Abgeordnetenhaus, dass die Behrenstraße geräumt werden solle – ist sie doch für das Land zu teuer.

Hintergrund ist, dass das Land seine teuren eigenen Immobilien veräußern will, um wieder Geld in seine Kasse zu spülen. Mehr noch geht es aber darum, sich vom aufwendigen Unterhalt der eigenen wie auch angemieteten Bauten zu entlasten. Betroffen davon sind Institutionen wie Senatsverwaltungen, Universitäten oder Schulen, deren Gebäude jährlich Millionen kosten und zu viel Raum für zu wenig Personal – wie auch in der Behrenstraße – aufweisen.

Dass ausgerechnet Hans Stimmanns Abteilung – Zelle der Bauentwicklung und Architektur der Stadt – obdachlos werden soll, kommt schon einem Witz gleich. Eine Hotelburg statt seiner Architekturadresse hat der Senatsbaudirektor sicher nicht im Sinn gehabt, als er von der „Verlebendigung“ der Innenstadt predigte. Dennoch: Angesichts der Lage, der Struktur des Gebäudes und der Möglichkeiten ist der geplante Verkauf nachvollziehbar. Der Lichthof eignet sich für Feste und Gesellschaften, die Räume für große Hotelzimmer.

Außerdem wird hinter vorgehaltener Hand schon länger an der Notwendigkeit eines Senatsbaudirektors gezweifelt, weil Berlin kaum noch öffentliche Bauvorhaben unterhält. Mit Stimmanns baldiger Pensionierung könnte die Abteilung mit verschwinden.

Schwierig wird es für die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die im Auftrag des Landes die Immobilen veräußert, aber dennoch, das Haus loszuschlagen – muss doch ein Investor das Gebäude komplett umbauen und sanieren. Einen Kommentar zu dem vorgesehenen Verkauf, möglichen Investoren und zum Preis wollte die BIM nicht abgeben.

Anders sieht es in der Stimmann-Verwaltung aus. „Es gibt natürlich keine große Begeisterung unter den Mitarbeitern für die Umzugspläne“, sagt ein Angestellter der Bauverwaltung zu taz. Und wo die City-Modelle, die einst im Staatsrat standen und nun den Lichthof schmücken, adäquat ausgestellt werden können, weiß bisher auch niemand.