Polizeichef von Sadr City getötet

General Karim in Bagdad erschossen. Ausnahmezustand im Irak verlängert. Konferenz in Amman berät über Wahlhilfe. 18 Tote bei Mossul gefunden

BAGDAD afp/ap/dpa ■ Der Polizeichef des Bagdader Schiitenviertels Sadr City ist gestern Morgen erschossen worden. Unbekannte hätten das Feuer auf General Abdel Karim eröffnet, als er in seinem Wagen in Kamalija im Westen Bagdads unterwegs war, teilte das Innenministerium mit. Karim sei sofort tot gewesen.

Angesichts der anhaltenden Gewalt hat die Regierung in Bagdad gestern den Ausnahmezustand um 30 Tage verlängert. Er gilt bereits seit dem 7. November und bildet die gesetzliche Grundlage für nächtliche Ausgehverbote und Razzien. Iraks Ministerpräsident Ajad Allawi ordnete die Maßnahme zum Schutz des irakischen Volkes und der Wahl am 30. Januar an.

Mit einem Aufruf an alle Iraker, sich an der Wahl zu beteiligen, begann gestern eine Konferenz in Amman mit Iraks sechs Nachbarn und Ägypten. Den Konferenzteilnehmern lag eine Abschlusserklärung zur Diskussion vor, die nur die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des Irak festschreibt. Auf eine Version, die auch die Nichteinmischung in die Wahlen festgelegt hätte, konnten sie sich nicht einigen. Syrien und Iran lehnten diesen Passus ab, weil er unterstelle, dass es eine solche Einmischung schon gibt.

In der Nähe von Mossul sind die Leichen von 18 Irakern gefunden worden, die sich um eine Anstellung bei den US-Streitkräften beworben hatten. Die jungen Männer zwischen 14 und 20 Jahren waren am 8. Dezember mit Kleinbussen von Bagdad auf dem Weg nach Mossul, als sie rund 50 Kilometer vor der Stadt von Aufständischen gestoppt und erschossen wurden, erklärte die Polizei.

Bei Ramadi wurden unterdessen drei jordanische Lastwagenfahrer tot aufgefunden. Ihre Leichen wiesen Schusswunden am Kopf auf. An den Leichen wurde ein Zettel hinterlassen mit der Aufschrift: „Das ist das Schicksal eines jeden, der mit den Amerikanern zusammenarbeitet.“

Der Kommandeur der Reservetruppen der US-Armee hat vor einer dramatischen Überbelastung seiner Einheiten durch die Einsätze im Irak und in Afghanistan gewarnt. Die Reserve verwandele sich zusehends in eine „gebrochene Streitmacht“, betonte Generalleutnant James Helmly in seinem Memorandum. Bei den derzeitigen Mobilisierungsverfahren – allein im Irak werden die Truppen zur Wahl auf 153.000 aufgestockt – bestehe die ernste Gefahr, dass die 200.000 Soldaten starken Reservetruppen nicht mehr in der Lage sein könnten, ihre Aufgaben zu erfüllen.

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