Fahrradkuriere auf Schienen

Ein Eilkurierdienst verbindet die Städte Bielefeld und Gütersloh per Rad und Bahn. Ziel ist die Vernetzung untereinander, um neue Kunden zu gewinnen. Das Umweltministerium fördert das Pilotprojekt, das bereits in anderen Städten Schule macht

VON RITA MARTENS

Fahrrad-Kuriere gehören zum heutigen Großstadtbild dazu. Rasant suchen die professionellen Biker als Boten die kürzesten Strecken, um ihre Eillieferung rechtzeitig auszuhändigen. Innerstädtische Aufträge werden so schon seit vielen Jahren erledigt, aber selten blicken die Eilkurierfirmen über den Stadtrand hinaus.

Wie kleinere Kurierdienste ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwinden können, zeigt die Eilkurier-Verbindung zwischen den beiden ostwestfälischen Städten Bielefeld und Gütersloh. Sie werden auf die ökologisch sinnvollste Art und Weise miteinander verbunden: durch Fahrradkuriere und Regionalbahn. Die Fahrradkurierdienste „flott weg“ in Bielefeld und „Subito“ in Gütersloh haben in Zusammenarbeit mit der „Nordwestbahn“ einen Gütertransportservice entwickelt, der Eilsendungen zwischen den beiden Städten möglich macht, ohne ein Auto zu benutzen.

Seit fast einem Jahr können Unternehmen, die in der Innenstadt ihren Sitz haben, ihre Eilaufträge durch den Fahrrad-Bahn-Dienst erledigen lassen. Vor allem während der Stoßzeiten sind Zweirad-Kuriere meist schneller als Lieferungen per Auto. „In der Bielefelder Innenstadt sind die Radler meistens schneller, sie entgehen der lästigen Parkplatzsuche und verbrauchen dabei keinen Sprit“, erzählt Volker Radzik, einer der Geschäftsführer des Fahrradkurierdienstes „flott weg“.

Die Fahrradkuriere holen die Ware im Umkreis von viereinhalb Kilometern des Bielefelder Stadtzentrums ab und bringen die bis zu zehn Kilogramm schwere Lieferung zum Bahnhof. Dort wird sie dem Zugführer der „Nordwestbahn“, die zweistündlich fährt, ausgeliefert und in Gütersloh von der Fahrradkurierfirma „Subito“ abgeholt.

Zu den Kunden von „flott weg“ zählen unter anderen Werbeagenturen, Grafiker und Druckereien. Bisher haben wir nur einen Festkunden: ein Labor, das seine Befunde zwei mal die Woche von Bielefeld nach Gütersloh schickt und die Proben wieder retour“, erklärt Volker Radzik. Die anderen Aufträge seien eher spontan. „flott weg“ hat zehn Festangestellte, was für einen Fahrradkurierdienst eher ungewöhnlich ist. Dazu kommen noch weitere sieben Teilzeitmitarbeiter. Der Fahrrad-Bahn-Eildienst lohnt sich für die Kunden, denn er ist 25 Prozent billiger als die Lieferung per Auto. Zudem ist er auch umweltfreundlicher. Nach der jüngsten Studie schätzen die Kunden der Fahrradkurierdienste vor allem die schnelle Auftragsabwicklung und den individuellen Service.

1996 war die „flott weg“ Fahrradkurier GmbH auch beteiligt an der Gründung des „Bundesverbandes der Kurierdienste e.V.“ (bdf), dessen Geschäftsstelle in den Räumlichkeiten von „flott weg“ in Bielefeld untergebracht ist. Der bdf will durch das NRW-Pilotprojekt „Agenda-21-Netzwerk-Projekt“ gemeinsam mit dem Duisburger Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung e. V. (RISP) die Potentiale des Fahrrads als umweltfreundliches Wirtschaftsfahrzeug und als Waren-, Güter-, und Post-Transportmittel besser nutzen. Das Umweltministerium fördert das Projekt. Dabei steht nach der Vernetzung von Fahrradkurierdiensten untereinander ein Austausch mit anderen Logistikdienstleistern im Vordergrund, um so neue Kooperationsformen und Dienstleistungen zu entwicken.

Nachdem Pilotprojekte wie dieses in Bielefeld und auch in Köln und Düsseldorf erfolgreich verlaufen sind, hat die Firma „time:matters“, eine Tochtergesellschaft der Lufthansa Cargo AG, in Kooperation mit dem bdf beschlossen, die Vernetzung der Fahrradkurierdienste unter dem Namen „ic:kurier“ auszuweiten.

So wurden Bielefeld, Düsseldorf und Köln zur Initialzündung für den Ausbau des komfortablen Zustellservice in elf weiteren Städten, wie München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Dresden und Leipzip. In den nächsten drei Monaten sollen auch in Großräumen wie Bremen, Münster und Frankfurt flexible Kuriernetzwerk aufgebaut werden.

„Ein Fahrrad kann ein Auto nicht ersetzen. Doch an manchen Stellen ist die Kombination von Bahn und Rad eben schneller und kostengünstiger. Die schnellste Strecke wird für jeden Kunden individuell errechnet“, erklärt die Pressesprecherin von „time:matters“ Mirjam Berle. Für den bdf sei es das wichtigste Ziel, die ökologische Mobilität zu fördern. Dass von der Umweltfreundlichkeit nicht alle profitieren, weiß aber auch Gerlinde Althoff vom bdf: „Leider kriegen die Fahrradkuriere, die am umweltfreundlichsten sind, die meisten Feinstaubpartikel mit.“

Inzwischen hat der bdf auch eine Internetplattform eingerichtet, auf der sich Interessierte über die Leistungen der Fahrradkuriere und das Kooperationsmodell informieren können. www.bdfev.de