Eine Musik der Schatten

Morton Feldman-Konzert in der Christianskirche

Der neu tönenden Sache fühlt er sich schon länger verpflichtet: Er war bereits ein paar Jahre in Hamburg, da ließ Charles Curtis etwa im Sommer 1995 die Hecken des Volksparks durch Sinustöne und präparierte E-Gitarren erzittern. Und als das Schleswig-Holstein Musik Festival 2000 sich mit den USA den passenden Länderschwerpunkt als Rahmen auserkoren hatte, da richtete der damalige NDR-Solocellist einen feinen Konzertabend aus: unter anderem mit Stücken aus der „New York School“, von John Cage etwa und von Morton Feldman (1926–1987).

Inzwischen lebt und lehrt Curtis in San Diego, gibt gleichwohl immer wieder mal den „avantgardistischen Global Player“, als der er einmal auf diesen Seiten bezeichnet worden ist. Zusammen mit dem Pianisten Aleck Karis, den er nun zum Konzert in der Christianekirche mitbringt, hat Curtis unlängst die vielleicht rätselhafteste Komposition von Morton Feldman als CD eingespielt: „Patterns in a Chromatic Field“ (1981).

Feldmans minimale – aber nicht im strengen Sinn „minimalistische“ – Musik ist als eine „der Schatten“ (Erik Ulman) bezeichnet worden, als „stets im Verschwinden begriffen“. So beginnt „Patterns ...“ mit einer Eröffnung aus jammernd-näselndem Cello und wie dahin getupft wirkendem, scheinbar auf der Stelle tretendem Klavier: Figuren, von denen manche in den folgenden gut 80 Minuten wiederkehren werden – alternd, verblassend, verwitternd.

Angesiedelt im Unschärfebereich, nicht zu streng notiert, aber auch nicht zu sehr den Ausübenden überlassen: So wollte Feldman diese „Patterns“ gespielt sehen – was die Musiker reichlich fordere, wie es heißt; kaum selbstzweckhaft hermetisch indes gibt sich seine kristalline, vordergründig ereignisarme – oder aber: nie effekthascherische – Musik. aldi

Do, 2. 6., 20 Uhr, Christianskirche (Klopstockplatz)