Aussteiger Italien

■ Nein zu AKWs, Ja zur Überdüngung

Ein Signal ist es zweifellos, das die Italiener derzeit in Sachen Atomenergie setzen: Das Referendum gegen die Nuklearanlagen wird Erfolg haben. Dennoch ist keine Euphorie angesagt. Italien hängt in äußerst geringem Maß von seinen Atommeilern ab, es hat genügend andere Energiequellen und betreibt stärker Atomkraftforschung als Versorgung damit. Auch das Arbeitsplatzargument zieht kaum. Es ist der Umweltschutzbewegung daher nicht allzu schwer gefallen, für das Referendum eine große Unterstützung zu erzielen. Möglicherweise aber kann der „leichte“ Durchbruch in Sachen Atomenergie manch anderes verdecken, was die Umwelt Italiens nicht wenig belastet - so z. B. die Unmenge dreckschleudernder konventioneller Kraftwerke. Abgelenkt wird damit auch von der Zerstörung des Meeres und der Strände durch totale Zersiedlung und völlig unkontrollierte Gifteinleitung, von der unbewältigten Unrat– und Müllast sowie der Überdüngung des Bodens. All das hat bereits 80 Prozent des Trinkwassers ungenießbar gemacht und bringt das Land nach und nach an den Rand einer Katastrophe. Nicht umsonst ist genießbares Wasser heute bereits teurer als Wein und Bier. Ebensowenig wie ein Referendum gegen das Schwarzbauen aber würde eines gegen das Abfall– und Düngedesaster durchgehen - denn gerade hier fehlt in Italien das Gefahrenbewußtsein noch nahezu total. Werner Raith