Nachahmenswert

■ Bremen soll „freie Flüchtlingsstadt“ werden

Es ist zu bedauern, daß der Bremer Senat aller Voraussicht nach nicht dem Beispiel mehrerer Städte in den Vereinigten Staaten folgen und die Hansestadt an der Weser zur „Freien Flüchtlingsstadt“ erklären wird. Immerhin stünde Bremen in einer Reihe mit Großstädten wie Los Angeles, San Francisco oder Seattle, deren Stadtobere die unmenschliche Deportationspolitik der Reagan–Administration nicht mittragen wollen. Die „Sanctuary“–Bewegung in den USA, die vor allem von den Kirchen ausgeht, steht in der Tradition des Protestes gegen unmoralische Machtpolitik des Staates, wie die USA ihn vor allem während der Bürgerrechtsbewegung kennengelernt haben. Manches erleichtert den amerikanischen Flüchtlingshelfern ihre schützende Tätigkeit. Öffentliche Kontrollen wie in den Berliner U–Bahnen wären in den Vereinigten Staaten genauso undenkbar wie die Festnahme eines Abzuschiebenden aus einer Kirche heraus - wie im Sommer 1985 in Göttingen geschehen. Die Reagan–Administration hat gegen die „Sanctuary“–Bewegung allerdings zu einem anderen abschreckenden Mittel gegriffen: FBI– Beamte unterwanderten „Sanctuary“–Gruppen und erhoben Anklage. Den Bremer Flüchtlingshelfern und -helferinnen bleibt nur zu wünschen, daß beharrlicher Druck den Senat möglichst bald doch noch zum Umdenken bringt. Ansonsten müssen sie ihren Kampf genauso fortsetzen wie ihre amerikanischen Gesinnungsgenossen ihn begonnen haben - auf sich gestellt, aber deswegen nicht weniger erfolgreich. Stefan Schaaf