B–Waffen–Wettrüsten droht

■ Grüne fordern Verschärfung des internationalen B–Waffen–Abkommens / Durch Gentechnik drohen neue Gefahren / 100.000–Dollar–Fonds für Wissenschaftler, die verbotene B–Waffenforschung aufdecken

Aus Bonn Oliver Tolmein

„Es geht darum, Alarm zu schlagen, es droht uns ein neues Wettrüsten“. Der Friedensforscher Alfred Mechtersheimer kritisierte gestern auf einer Pessekonferenz der Grünen Bundestagsfraktion, daß durch neue Entwicklungen im Bereich der Gentechnologie das UNO–Abkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer Waffen (B–Waffen) unterlaufen wird. Heute sei es nicht mehr möglich zu unterscheiden, ob bestimmte Forschungsprojekte sogenannten defensiven Zielen oder der Entwick lung verbotener Angriffswaffen dienen. Beispielsweise sei in der Impfstofforschung wahrscheinlich, daß diese die Immunisierung eigener Soldaten gegen eigene Kampfstoffe versucht. Daß die B– Waffen immer größere Bedeutung erlangen, untermauerte der Bundestagskandidat der Grünen mit einigen Zahlen: Die USA haben demnach in den letzten fünf Jahren ihr Budget für die Erforschung von Biologischen Waffen um 350 Prozent auf 426 Millionen Dollar aufgestockt. Im Hinblick auf die in der nächsten Woche in Genf beginnende 2. Überprüfungskonferenz zum Abkommen über das Verbot Biologischer Waffen fordern die Grünen, wie deren Abgeordneter Thorsten Lange erläuterte, den Bundestag auf die Finanzierung gentechnologischer Forschung durch Militäreinrichtungen oder aus Militäretats zu untersagen. Sämtliche Forschungsergebnisse, die in diesem Bereich bisher gewonnen worden seien sollten umgehend veröffentlicht werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch ein Antrag der Regenbogenfraktion im Europaparlament, für den Benny Härlin bereits die Unterstützung sozialistischer und sogar mancher konservativer Parlamentarier zugesichert bekommen hat. Gefordert wird darin, daß die Regierungen der Mitgliedstaaten „alle in ihrem Hoheitsgebiet betriebene Forschung und Entwicklung auf dem gebiet der biologischen Kriegsführung offenzulegen“. Für aussichtsreicher hielt der Europaparlamentarier allerdings eine außerparlamentarische Initiative aus den USA: Der Gentechnik–Gegner Jeremy Rifkin hat dort einen 100.000–Dollar–Fonds für Wissenschaftler geschaffen, die verbotene B–Waffen–Forschung aufdecken.