Bonner Wirbel um Atom–Gutachten

■ Regierungsnahe Wirtschaftsforscher bestätigen Ausstiegs–Möglichkeit aus der Atomenergie

Von Raul Gersson

Berlin (taz) - Der heftige politische Wirbel um die Ergebnisse der von Bundeswirtschaftsminister Bangemann in Auftrag gegebenen zwei Studien zum Ausstieg aus der Atomenergie ging auch am Donnerstag weiter. Überraschung und Irritationen beim Bundeswirtschaftsminister und bei der Bundesregierung hat dabei die politisch brisante Stellungnahme des regierungsnahen und als atomenergiefreundlich bekannten Rheinisch–Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) ausgelöst, das bei einem Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb eines Zeitraumes von zwanzig Jahren „weder sektoral noch gesamtwirtschaftlich nennenswerte Effekte“ erwartet. Mit anderen Worten: Bei einem solchen Ausstieg aus der Atomenergie wird es weder den von der Atomlobby immer wieder beschworenen Preissprung für Strom geben, noch wird die Produktivität der bundesdeutschen Volkswirtschaft darunter leiden. Und auch die Kohlsche Formel „Ohne Atomstrom gehen die Lichter aus“ ist damit vom Tisch. Die Verwirrung in Bonn über das RWI–Gutachten ist groß. Mit einem positiven Votum zum Ausstieg von den ebenfalls mit einem Gutachten beauftragten Berliner Institut für ökologische Wirtschaft und dem Öko–Institut Freiburg hatte man in Bonn gerechnet. Das fällt dann auch deutlich aus. Ein Ausstieg innerhalb eines Jahres ist volkswirtschaftlich verkraftbar. Zu wesentlich höheren Stromtarifen käme es nicht, weil die Elektrizitätswirtschaft über große Stromüberkapazitäten verfügen. Fortsetzung auf Seite 2