Libysches Komplott „entdeckt“

■ Italien hat nun auch seinen Beitrag zur Anti–Ghaddafi–Kampagne geleistet

Rom (taz) - Gerade rechtzeitig zum Besuch des US–Botschafters General Walters bei Ministerpräsident Craxi zur „Einstimmung“ auf einen möglichen neuen militärischen Schlag gegen Libyen haben die Italiener nun auch „ihren“ Beitrag zum Feindbild abgeliefert. Innenminister Eugenio Scalfaro bestätigte, daß im Jahr 1982 ein „Komplott“ gegen den damaligen Staatspräsidenten Sandro Pertini entdeckt worden sei. Danach soll der Staatschef einige Zeit von mysteriösen Gestalten auf Schritt und Tritt verfolgt worden sein. So penetrant, daß es schließlich sogar dem Geheimdienst auffiel - und siehe da, man konnte zwei Libyer verhaften, die dem Präsidenten nachgeschlichen waren. Was die genau wollten, war offenbar nicht zu ermitteln. Jedenfalls wurden sie ausgewiesen. Die italienischen Behörden - die noch 1983 nach einer Anfrage des damaligen Vorsitzenden der Radikalen Partei, Pannella, jegliche Komplott–Möglichkeiten geleugnet hatten - tun sich denn auch schwer, „das rechte Maß“ (Scalfaro) bei der Interpretation der neuen Anti–Ghaddafi– Kampagne zu halten: War es ein wirkliches Mordkomplott, warum wurden die Libyer nur verjagt, nicht angeklagt, war es aber nichts, warum dann heute das Eingeständnis einer Verschwörung? General Walters ist jedenfalls zufrieden: Auch wenn ihm Ministerpräsident Craxi „jede Gewaltanwendung“ gegen Libyen offiziell auszureden suchte, so konnte er doch „befriedigt“ eine „starke Sensibilisierung der italienischen Öffentlichkeit gegenüber der Weltgefahr Ghaddafi“ zur Kenntnis nehmen. Als Basis für künftige Schläge gegen Libyen läßt sie sich sicherlich gut verwenden. Werner Raith