Unscharfe Resolutionen

■ Am Samstag endete in Harare das achte Treffen der Blockfreien Provokante Erklärungen und bindende Sanktionen vermieden

Von C. Fleischer u. Jutta v.Hofe

Harare (taz) -“Die Vereinigten Staaten sind in der vorläufigen Erklärung genau 54mal erwähnt worden, aber die Sowjetunion nur dreimal.“ Der nach Harare entsandte Vertreter des Auswärtigen Amtes aus Bonn kräuselt die Stirn. Schon am Tag zuvor hatten die USA mit dem Zahlenspiel aufgewartet und daraus eine antiamerikanische Haltung bei den Blockfreien abgeleitet; denn - wie sie ganz richtig feststellten - ihr Name fiel nicht in angenehmem Zusammenhängen. Doch trotz dieser - sachlichen berechtigten - Unausgewogenheit war die Bewegung in Harare so sehr auf Unabhängigkeit von beiden Blöcken bedacht wie seit ihrer Gründung 1961 nicht mehr. Nicht zuletzt Ghaddafis spektakulärem Auftritt in Harare war es zu verdanken, daß die Regierungschefs und ihre Vertreter den US–Boykott gegen Libyen und Nicaragua schließlich doch ausdrücklich verurteilten. Doch auf Nicaragua als Tagungsort für das nächste Treffen möchte man sich nicht festlegen. Bezüglich Südafrika einigten sich die 101 Mitglieder der Blockfreien nach langem Tauziehen um den Inhalt der Schluß–Deklaration auf freiwillige Sanktionen und die Gründung eines Solidaritätsfonds. Vor allem die afrikanischen Länder und darunter besonders die Frontstaaten mochten verbindlichen Sanktionen nicht zustimmen. Nur Simbabwe war bei seiner Forderung nach Maßnahmen gegen Südafrika geblieben. Im wirtschaftlichen Teil ihres Schlußdokuments steht das Schuldenproblem der Entwicklungsländer an erster Stelle. Rückzahlungen, so die vorsichtige Erklärung, sollen beschränkt werden „auf ein Maß, das bestimmt wird durch das Entwicklungspotential und die sozialen und ökonomischen Möglichkeiten eines jeden Landes“. Das kommt dem Vorschlag Perus nahe, das seit einem Jahr nur noch zehn Prozent seiner Exporterlöse für die Begleichung seiner Schulden ausgibt. Damit verwarf die Bewegung den kubanischen Vorschlag eines Schuldenboykotts. So darf der eigentliche Wert der achten Gipfelkonferenz weniger an den konkreten - zugegebenermaßen mageren - Ergebnissen gemessen werden. Das Neutralitäts–Prinzip der Blockfreien verlangt, daß alle Erklärungen einstimmig gefaßt werden, so daß unterschiedliche Standpunkte notwendigerweise an Schärfe verlieren. Entscheidend sind ohnehin, - wie ein Koferenzgast es formulierte -, die vielen Gespräche, die vielen Interessen am Rande: „Wenn da Gandhi mit seinem Gegenspieler Zia ul–Haq zusammentrifft oder die Marokkaner mit der Polisario reden, dann hat sich das Treffen schon gelohnt.“