Willi Hoss neuer Grünen–Sprecher

■ Realpolitiker Hoss löst Fundamentalisten Volmer ab / Der ehemalige oppositionelle Daimler–Betriebsrat sieht einer Auseinandersetzung mit der SPD mit „großer Gelassenheit“ entgegen / Ausbau des Asylrechts gefordert

Aus Bonn Ursel Sieber

Die Bundestagsfraktion der Grünen hat am Wochenende ihren früheren Abgeordneten Willi Hoss zum neuen Sprecher gewählt. Willi Hoss, einst oppositioneller Betriebsrat bei Daimler–Benz, gewann gegen den einzigen Gegenkandidaten Jo Müller. Beide gehören zum realpolitischen Flügel der Grünen, Hoss kandidierte mit einem ausdrücklichen Bekenntnis zu einer Zusammenarbeit mit der SPD. Er besitze durch seine langjährige Tätigkeit als Betriebsrat bei Daimler und in der IG Metall „eine große Gelassenheit und Überzeugtheit in der anstehenden Auseinandersetzung mit der SPD“, sagte Hoss gegenüber der taz. Den Arbeits– und Sozialbereich wolle er gerade in der Vorwahlzeit stärker herausstreichen. Vom anderen Flügel der Grünen, den Fundamentalisten und Ökosozialisten, stellte sich niemand zur Wahl, nachdem der vorherige Kandidat der „Linken“, Ludger Volmer, überraschend zu rückgetreten war. Ohne Kontroversen wurde die Haltung zum Thema „Asyl“ beschlossen: Das politische Grundrecht auf Asyl soll gesichert und ausgebaut wer den, Flüchtlinge ein „Bleiberecht“ erhalten. Die Bundesregierung wird aufgefordert, durch eine Umorientierung ihrer Außenwirtschaftspolitik die Ursachen des Hungers zu beseitigen, das Asylverfahrensrecht soll durch das Recht auf freie Arbeits– und Wohnungswahl „vermenschlicht“ werden.