Bio–Waffen–Verbot wird verhandelt

■ In Genf wird über einen Bio–Waffen–Kontrollvertrag diskutiert

Von Michael Fischer

Berlin (taz) - Seit Montag diskutieren Vertreter von 60 Nationen in Genf über Veränderungen des 1972 abgeschlossenen Bio–Waffen–Vertrags, der nicht nur die Entwicklung und Produktion, sondern auch den Besitz der gefährlichen neuen Kampfstoffe verbietet. Die Bio–Waffen sollen unter anderem in der Lage sein, gegnerische Armeen zu verseuchen oder die Ernte im Feindgebiet zu zerstören. Dank der rasanten Entwicklung der Bio–Technologie in den letzten Jahren ist es jetzt möglich, billig und schnell Waffen zu produzieren, die in ihrer tödlichen Effektivität sogar das Atomwaffenpotential übertreffen. Schon im Vorfeld der Konferenz hatten die USA der Sowjetunion erneut vorgeworfen, trotz des Verbots Bio–Waffen zu entwickeln und dadurch den Vertrag zu verletzen. Offensichtlich versucht das Pentagon, mit den bislang unbestätigten Vorwürfen eine Aufweichung des Vertrags zu erreichen. Denn obwohl das 14 Jahre alte Abkommen von der Entwicklung der Bio–Technologie längst überholt ist, will sich das Pentagon des lästigen Hemmnisses entledigen. Deshalb wird erwartet, daß trotz der heftigen Kritik internationaler Bio–Waffengegner auf der dreiwöchigen Konferenz, die nur beratende Funktion hat, lediglich Maßnahmen vorgeschlagen werden, die den Austausch von Informationen über Bio–Laboratorien und größere Seuchen betreffen. Als das Abkommen 1972 von über hundert Staaten unterzeichnet wurde, steckte die Bio–Technolgie noch in den Kinderschuhen; das Pentagon hatte die Verwendungsmöglichkeiten der neuen Technologie für die Produktion von Waffen noch nicht erkannt. Deshalb war es möglich, ein Rüstungskontrollabkommen abzuschließen, das als einziges neben der Entwicklung und der Produktion auch den Besitz der Waffen verbietet. Ausgenommen sind kleine Mengen, von denen man annahm, sie wären zu gering, um als Grundlage für eine industrielle Produktion zu dienen. Nach der Entwicklung der Gen– Technologie stellen die erlaubten Mengen jedoch keine wirkliche Einschränkung mehr dar, da sich die gefährlichen Mikroorganismen quasi in jeder Küche in kürzester Zeit vermehren lassen.