Absturz nach Verfolgungsjagd

■ Zusammenstoß mit Triebwagen nach Verfolgung eines WAA–Demonstranten / Fünf Beamte schwer verletzt

Aus München Luitgard Koch

Ein Hubschrauber der Polizei ist am späten Sonntagnachmittag beim Gelände der geplanten Oberpfälzer „Atommüllfabrik“ nach einem Zusammenstoß mit einem Triebwagen der Bundesbahn abgestürzt. Die Maschine befand sich bei einer Verfolgungsjagd auf einen WAA–Demonstranten. Der vom Helikopter gerammte Triebwagen sowie der Hubschrauber selbst gingen sofort in Flammen auf. Bilanz des Unfalls: die fünfköpfige Besatzung des Hubschraubers erlitt schwere Verbrennungen, einer von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Der Lokführer konnte sich noch rechtzeitig durch den Notausgang retten und kam mit leichten Verletzungen davon. Es entstand ein Sachschaden von 2,5 Millionen Mark. Nach Angaben der Polizei war die Maschine im Einsatz, um gelegte Brände auf dem WAA–Gelände zu löschen. Bei der Löschaktion, die notwendig gewesen sei, um einen Waldbrand zu verhindern, sei er mit Steinen beworfen worden und dadurch „konkret gefährdet gewesen“. Bei der Verfolgung des „Straftäters“ geschah der Unfall. Die Polizei gab auch an, daß auf der Bahnlinie nahe des WAA–Geländes von Unbekannten Baumsperren errichtet worden seien. Fortsetzung auf Seite 2 Wie ein Sprecher des Anti–WAA Büros jedoch mitteilte, wurden die Sperren erst nach dem Unfall von der Polizei selbst aufgebaut, um ein Weiterrollen des brennenden Triebwagens zu verhindern. Absurd sei es auch, von der Gefahr eines Waldbrands zu sprechen. Die Feuer brannten in der Nähe des Bauzauns. Das Gelände um den Zaun ist bereits seit längerer Zeit gerodet. „Es bestand zu keinem Zeitpunkt Waldbrandgefahr, außer nach dem Hubschrauberabsturz“, so der Sprecher. Wie ein Augenzeuge gegenüber der taz berichtete, befanden sich im Zusammenhang mit dem allsonntäglichen „WAAldspaziergang“ der Oberpfälzer BIs etwa 500 Leute am Bauzaun. Mit einem Wasserbehälter ausgerüstet, versuchte ein Polizeihubschrauber im Tiefflug ein kleines Feuer am sog. „Chaoteneck“ in der Nähe des Schwarzenfelder Weg zu löschen. Daraufhin wurde der Wasserbehälter, der an einem Seil etwa 20 Meter unter dem Helikopter befestigt war, von einem Punk mit Lehmbrocken beworfen. Der Punk konnte zunächst in der Menge untertauchen. Erst in der Nähe des Bahndamms versuchten vier Beamte seine Verfolgung aufzunehmen. Der Polizeihubschrauber sollte zur Unterstützung der Verfolger in der Nähe des Bahndamms landen, um einen Greiftrupp abzusetzen. Ob der Unfall bei der Landung oder bei einem erneuten Start geschah, ist unklar. Jedenfalls übersah der Pilot einen herannahenden Schienenbus und streifte ihn am Dach, ehe er neben den Gleisen abstürzte. Die sofort alarmierten Rettungsfahrzeuge wurden von den Absperrungen - von der Polizei mit Sand gefüllte Müllcontainer - behindert. Erst nach einer Stunde trafen die ersten Krankenwagen ein. Erste Hilfe hatte zuvor schon ein Demosanitäter geleistet. Am selben Abend durchsuchte die Polizei eine Wohngemeinschaft in Taxöldern bei Schwandorf. Fünfzehn Personen wurden vorübergehend festgenommen.