Doppelstrategie

■ Zur Initiative „Abrüstung wählen“

Sechzehn berufsbezogene Friedensinitiativen haben sich zu einer neuen Initiative zusammengetan. „Abrüstung wählen“ ist ihr Anliegen. Sie wollen die Wähler/innen „aufrütteln“, weil der Friede bedroht ist und sich die Rüstungsschraube höher dreht. Wer wollte da widersprechen! Hier liegt jedoch das Problem. Die Initiative schürt nicht nur die Illusion, man könne Abrüstung einfach wählen. Ihre Forderungen sind zudem so vage, daß sie niemandem weh tun. Die SPD–Kandidat/innen werden sich so ohne jeden Widerspruch dahinterstellen und vereinnahmend hinzufügen, daß sie das SDI– Abkommen sogar kündigen wollen. Vor allem aber werden die Forderungen von „Abrüstung wählen“ der Friedensliste gut gefallen! Und so paßt beides hervorragend zusammen: Den Sozialdemokraten kann man die Erststimme geben. Die Friedensliste erhält dann die Zweitstimme, weil sie eben „klar und deutlich für die genannten Ziele“ eintritt. Und so hat es ein Ende mit der Wende. Einen Teil der berufsbezogenen Friedensinitiativen würde man sicher zu Unrecht mit Friedensliste (und DKP) in eine Schublade stecken. Beide versuchen zwar schon länger, über die berufsbezogenen Inis wieder stärker Fuß zu fassen. Das klappt nicht immer. Und doch erinnert vieles zu deutlich an die Friedensliste: das Symbol, die blaue Farbe, die Sprache. Der Aufruf von „Abrüstung wählen“ deckt sich teilweise Wort für Wort mit dem „Positionspapier der Friedensliste zur Bundestagswahl 87“. Die Strategie ist identisch: Auch die Friedensliste will bei der SPD nicht anecken. Alles Zufall? Ursel Sieber