Bewaffnete KDVler

■ Brigadisten soll der Status des Kriegsverdienstverweigers aberkannt werden

Hannover (taz) - Das offenherzige Bekenntnis einiger deutscher Nicaragua–Brigadisten soll nicht ohne Folgen bleiben. Drei Aufbauhelfer hatten sowohl gegenüber einer Ulmer Sonntagszeitung als auch einem „report“–Fernsehteam erzählt, sich in Nicaragua auch mit Waffen gegen eventuelle Überfälle der Contras geschützt zu haben. Und das, obwohl sie in der deutschen Heimat als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurden. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Zivildienst (BAZ) versucht nun der Stuttgarter CDU–Bundestagsabgeordnete Roland Sauer, den Brigadisten den Status des Kriegsdienstverweigerers abzuerkennen. Doch damit nicht genug: Falls sie ihren Zivildienst schon abgeleistet haben, sollen sie zusätzlich noch zu Reserveübungen der Bundeswehr eingezogen werden. Im BAZ ist man sich allerdings noch nicht sicher, ob diese Forderung rechtlich haltbar ist. Denn immerhin wird die längere Zivildienstzeit damit gerechtfertigt, daß Soldaten noch zu Reserveübungen eingezogen werden könnten. Wenn der KDV– Status erst einmal aberkannt ist, hat das BAZ nichts mehr mit den Brigadisten zu tun. Dann unterliegen die ehemaligen Verweigerer der Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums. Den drei Verweigerern bleibt nicht erspart, sich erneut mit einem Prüfungsausschuß des zuständigen Kreiswehrersatzamtes über die Echtheit ihrer Gewissens–Gründe auseinanderzusetzen. Axel Kintzinger