Luftangriff im Südlibanon

■ Israelische Kampfflugzeuge bombardierten ein Flüchtlingszentrum bei Saida Die mutmaßlichen Urheber der Attentate von Karachi und Istanbul sitzen jedoch im Bekaa–Tal

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Der Luftangriff der israelischen Streitkräfte auf ein vierstöckiges Gebäude in der Nähe der südlibanesischen Hafenstadt Saida war offenbar noch nicht die von Ministerpräsident Peres angedrohte „Vergeltung“ für die Aktionen von Karachi und Istanbul. Der Bombenangriff kostete zwei Palästinenserinnen und einem Palästinenser das Leben, 20 Menschen wurden verletzt. Mehr als 20 Geschäfte seien zerstört worden. Außerdem brachten israelische Schiffe in der Nacht ein Schlauchboot mit vier Insassen vor der libanesischen Küste auf. Libanesischen Quellen zufolge hat das israelische Militär in den letzten zwei Wochen mehrmals Schiffe abgefangen oder versenkt, eines habe Waffen nach Saida transportiert. Israelische Quellen behaupten, diese seien für „Fatah“–Kämpfer in der Nähe von Saida bestimmt gewesen, die sich auf eine größere Auseinandersetzung um die Kontrolle des Südlibanon vorbereiten. Die Aktionen von Karachi und Istanbul werden von israelischer und amerikanischer Seite der Organisation Abu Nidals zugeschrieben. Der hat seine Unterstützer jedoch allenfalls im Bekaa– Tal und keinesfalls in den Flüchtlingslagern an der südlibanesischen Küste. Das amerikanische Interesse zielt gegenwärtig auch eher dahin, vor einer größeren Gegenaktion doch noch ein nahöstliches Gipfeltreffen zwischen Peres und Mubarak zustandezubringen. Israels Verteidigungsminister Rabin ist gegenwärtig in Washington, Ministerpräsident Peres wird dort am Montag eintreffen. Die USA wünschen ein israelisch–ägyptisches Spitzentreffen, um die Kooperation zwischen seinen wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten zu bekräftigen und um dem „kalten Frieden“ zwischen den beiden Ländern neue Substanz zu geben. Israelische Beobachter denken deswegen, falls ein solcher Gipfel zustandekäme, wäre er ein eher zeremonielles Ereignis.