: Zum Beispiel Chile
■ Vor 13 Jahren putschte Pinochet gegen Salvador Allende
Die Bilder bleiben unvergeßlich. Der behelmte Präsident Salvador Allende am Maschinengewehr hinter dem Fenster der bombardierten Moneda. Das Stadion in ein Konzentrationslager verwandelt. Der Sänger Victor Jara mit abgehackten Händen. Eine rabiate Soldateska hatte ein politisches Experiment im Blut erstickt. Monate später die grauenhaften Geschichten aus berufenem Mund. Die ersten Flüchtlinge waren eingetroffen. Menschen wie du und ich. Gleiches Alter, gleiche Hoffnung, gleiche Ideologie. Chile ist zum Symbol geworden. Seit dem 11. September 1973 wissen wir, daß für den US–Kapitalismus Demokratie und Diktatur taktische Größen sind und daß deutsche Exportinteressen auf Menschenrechte pfeifen. Der Fall Chile hat das manichäische Weltbild der - chilenischen und deutschen - Linken bestätigt: hier Volk, Arbeiter, Armut; dort Militär, Regierung, Kapital. Daß der Diktator zeitweilig die Mehrheit des Volkes hinter sich wußte, daß es in Chile seit drei Jahren Freiräume für soziale, politische und kulturelle Initiativen gibt, daß die selektive Gewalt der Geheimdienste die dumpfe Gewalt der Militärstiefel abgelöst hat, wollte die Linke lange nicht wahrhaben. Chile 1986 ist trotz Belagerungszustand nicht Chile 1973. Es geht auch nicht mehr um den Aufbau des Sozialismus, sondern erst einmal um die Wiederherstellung von Demokratie, einer bürgerlichen Demokratie - wahrscheinlich mit US– amerikanischer Hilfe. Für die Linke wahrlich eine bittere Pille! Thomas Schmid
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