Wasserdicht

■ Zum Untersuchungsbericht über den THTR

Der Untersuchungsbericht über den Störfall enthält nur Bruchstücke der versprochenen lückenlosen Aufklärung und umfassenden Information der Öffentlichkeit. Es war längst bekannt, daß am 4.5. Radioaktivität aus dem Reaktor entwich. Auf die umstrittene und für die Anwohner unmittelbar bedeutsame Frage nach der exakten Menge weiß die Aufsichtsbehörde keine Antwort. Nach allem, was bisher über die Betreiber an die Öffentlichkeit drang, muß man ihnen bewußte Manipulation unterstellen. Sie ahnten vielleicht, daß die genehmigten Grenzwerte überschritten werden könnten. Im günstigsten Fall handelt es sich um grandiose Schlamperei. Auch das wäre nichts Ungewöhnliches in Hamm–Uentrop. Und doch ist es zu billig, den Schwarzen Peter Beschäftigten zuzuschieben. Seit Jahren kritisieren Fachleute erhebliche Konstruktionsmängel des THTR. Dem sind die drei Beamten aus der Kommission nicht nachgegangen. Aber der THTR ist eben nicht nur ein Pannenreaktor, sondern immer noch der nordrhein–westfälische Staatsreaktor, eine „vorzugswürdige und sichere Linie in der Kerntechnik“, wie Jochimsen und Rau vor dem SPD–Parteitag immer wieder betonten. Daran scheint sich auch nach Vorlage des Störfallberichtes nichts geändert zu haben. Wenn die Veröffentlichung so lange auf sich warten ließ, dann dürfte das an dem von Kennern der Düsseldorfer Szene beobachteten immensen Radiergummi–Verbrauch gelegen haben. Immerhin scheint der Bericht dem Ministerium nun wasserdicht genug, um kein Sterbenswörtchen mehr zu verlieren über die seinerzeit nicht ausgeschlossenen ordnungsrechtlichen Schritte gegen die THTR–Betreiber. Petra Bornhöft