Salmonellen auch in „Nutella“?

■ Der „Nutella“–Hersteller Ferrero verarbeitete tonnenweise Trockenmilch aus dem „Salmonellen“–Werk Hungen / Firma weist Vorwürfe zurück: „90 Gläser waren salmonellenfrei“

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Daß die Nuß– Nougat–Creme „Nutella“ aus „Lebensbausteinen“ bestehe, verspricht uns die Produktwerbung der Firma Ferrero nahezu täglich. Daß in diese „Lebensbausteine“ möglicherweise gesundheitsgefährdende Salmonellen eingerührt wurden, vermuten dagegen Experten, die sich seit Monaten mit dem hessischen Trockenmilch–Salmonellen–Skandal beschäftigen. So hat die Firma Ferrero tonnenweise Milchpulver aus dem salmonellenverseuchten Milchpulverwerk der Firma „moha“ bezogen und zu „Nutella“ verarbeitet. Wie ein Sprecher der Firma Ferrero gegenüber der taz bestätigte, werde das Milchpulver mit 45 bis 50 Grad warmem Wasser angerührt. Diese Temperatur reicht nicht aus, um die Salmonellen - falls vorhanden - abzutöten. Wöchentlich habe ein Lastwagen der Firma Ferrero zehn Tonnen Milchpulver aus Hungen geholt, versicherte der Milchpulverlieferant Bodo Ronzheimer aus Wetter. Da die Firma „moha“ seit mindestens zwei Jahren das salmonellenbelastete Milchpulver ihres Hungener Werkes ver treibt (taz vom 3.9.), müsse davon ausgegangen werden, daß ungeheuere Mengen Hungener Milchpulver von diversen Firmen „zu allem Möglichen“ verarbeitet worden seien, unter anderem eben auch - wie jetzt nachgewiesen - zu „Nutella“. „Nutella ist salmonellenfrei“, meinte dagegen der Ferrero–Firmensprecher, der auf entsprechende Untersuchungen hinwies, die im Auftrag des hessischen Sozialministers durchgeführt worden seien. Tatsächlich hat die staatliche Lebensmittelüberwachung „bei einem bekannten Hersteller einer Nuß–Nougat– Creme“ Stichproben entnommen und analysiert. Aus einer Partie von 1.200 Gläsern dieses Produktes seien 90 Gläser untersucht worden, wie der Pressesprecher des Sozialministeriums, Peter Höbel, mitteilte. Die Untersuchungen hätten ein negatives Ergebnis gezeitigt. Höbel: „Keine der untersuchten Proben war mit Salmonellen belastet.“ Darüberhinaus hätten die Experten versichert, daß die Hauptbestandteile dieser Nuß– Nougat–Creme - Zucker und Wasser - den Salmonellen das Überleben nahezu unmöglich machen würden. Die Bundesanstalt für landwirtschaftliche Marktordnung (BALM) hatte das Ministerium vor Wochenfrist darauf hingewiesen, daß „eine bestimmte Firma“ (Höbel) insgesamt 380 Tonnen Milchpulver aus Hungen bezogen habe. Daraufhin sei das Ministerium „sofort tätig“ geworden. Die Nachfrage der taz, ob denn die Untersuchung von 90 Gläsern „Nutella“ - angesichts der 380 Tonnen Trockenmilch - ausreichend gesicherte Rückschlüsse auf das Nichtvorhandensein von Salmonellen erlaube, wies Höbel als „unseriös“ zurück: „Wir konnten nach Tschernobyl auch nicht jeden Kohlkopf messen.“