Die ETA frißt ihre Kinder

■ Die baskische Organisation bekannte sich zu dem Mord an Yoyes / Parteien verurteilen die Tat

Berlin (taz) -Die baskische Untergrundorganisation ETA–militar hat sich am Donnerstag in mehreren Telefonanrufen zu dem Mord an ihrer ehemaligen Genossin Maria Dolores Catarain, genannt Yoyes, bekannt. Die 32jährige Yoyes war am Mittwoch im baskischen Ordizia von hinten erschossen worden, als sie mit ihrem dreijährigen Sohn und einem anderen Kind spazierenging. Die ETA–Bekenner erklärten, Yoyes habe das baskische Volk verraten. Es ist der zweite Mord an einem ehemaligen Etarra. Im Februar 1984 war Mi guel Francisco Solaun von der ETA umgelegt worden, weil er ein „Verräter und Kollaborateur“ sei. Maria Dolores hatte sich Anfang der siebziger Jahre der ETA angeschlossen. Nachdem sich ein Kommando aufgelöst hatte, dem sie angehört hatte, flüchtete sie 1973 ins französische Baskenland. Seit 1973 wurde sie von der spanischen Polizei mit der Anklage gesucht, an dem Attentat auf den Regierungschef Carrero Blanco beteiligt gewesen zu sein. Sie stieg bald in die Führung der ETA–militar auf. 1979 verließ sie Frankreich jedoch und siedelte nach Mexico um, wo sie einen Sohn bekam und als Übersetzerin und als Lektorin für Soziologie an der Uni arbeitete. Nach zwölf Jahren Exil kehrte sie im Oktober letzten Jahres nach Spanien zurück und profitierte damit von dem Angebot der spanischen sozialistischen Regierung, das vorsieht, daß Mitglieder der ETA, die dem bewaffneten Kampf abschwören und denen kein Mord zur Last gelegt wird, sich wieder in die Gesellschaft eingliedern können. Ihre Rückkehr löste unter den baskischen Exilierten in Frankreich große Empörung aus; in ihrem Heimatdorf wurde „Yoyes Verräterin“ an die Wand gepinselt. Die baskischen Parteien, inklusive Euskadiko Ezkerra, die sich zum großen Teil aus der aufgelösten ETA–politico–militar zusammensetzt, verurteilten das Attentat. Die Linkskoalition Herri Batasuna, die als politischer Arm der ETA gilt, hielt sich mit Verurteilungen jedoch zurück und erklärte, das Attentat müsse in Zusammenhang mit der Repression im Baskenland gesehen werden. Beobachtern zufolge gibt es auch innerhalb von Herri Batasuna Kritik an dem Attentat. ant