Atom–Pilze in Süddeutschland

■ In Ulm 28.000 Becquerel an Maronen gemessen / Baden–Württemberg warnt vor dem „Genuß“, Wallmann ruft zur „Zurückhaltung“ auf / Bayern: Verzehr bleibt unschädlich

München (taz/ap) - Die Cäsiumbelastung von Pilzen ist in den letzten Wochen in Bayern und Baden–Württemberg in alarmierendem Maße angestiegen. In Biberach sind nach Messungen der Universität Ulm Maronen–Röhrlinge mit einer Cäsiumaktivität von bis zu 28.000 Becquerel belastet. Die baden–württembergische Landesregierung warnte vor dem „Genuß“ der Pilze. In Bayern wurden nach Messungen der Gesellschaft für Strahlen– und Umweltforschung (GSF) Maronen–Röhrlinge gefunden, die eine radioaktive Belastung von 10.000 bis 15.000 Becquerel aufwiesen. Bisher lag der Aktivitätsgehalt der Pilze lediglich bei 10 bis maximal einigen hundert Becquerel. Nach Meinung des bayerischen Umweltministeriums handelt es sich lediglich um Einzelfälle, der Pilzgenuß bleibe unschädlich. Bundesumweltminister Wallmann rief am Freitag zur Zurückhaltung beim Verzehr von Maronenröhrlingen auf. Pilze zählen in der botanischen Ordnung zu den primitiveren Organismen, die - ähnlich wie Algen und Flechten - sehr hohe sog. Transfer–Faktoren haben, also äußerst aktiv Nährstoffe und auch Gifte aus dem Boden aufnehmen. Bekanntermaßen waren Waldpilze deshalb in der Vergangenheit auch stets stark mit Schwermetall belastet. Der relativ nährstoffarme Waldboden tut ein übriges. Er zwingt die Pflanzen zur verstärkten Aufnahme der in geringer Konzentration vorhandenen Nährstoffe, wodurch dann auch das Cäsium konzentriert wird. man