Kopfgeldjäger

■ XY–Zimmermann fahndet nach WAA–Demonstranten

Während Umweltminister Wallmann in Schwandorf den Ausstieg aus der Kernenergie für moralisch nicht vertretbar erklärt, eröffnet Fernsehfahnder Eduard Zimmermann am Freitag abend die Hatz auf „gewalttätige Demonstranten“ und verleiht der Kriminalisierung des Widerstands gegen die Wiederaufarbeitungsanlage damit eine neue Dimension. Einem Millionenpublikum werden Ausschnitte aus Polizeivideos von den Pfingstauseinandersetzungen am WAA–Bauzaun serviert. Bildschirmfüllend flimmern die Gesichter teils unmaskierter angeblicher „Steinewerfer“ oder „Schleuderschützen“ über die Mattscheiben. Ein Kopfgeld von jeweils 10.000 DM wird ausgesetzt, eine Summe, die nur bei Schwerstkriminalität üblich ist. Damit soll die behauptete Intensität der Kriminalität am Bauzaun unterstrichen und nachträglich die öffentliche Fahndung gerechtfertigt werden. Man erinnere sich: an Pfingsten mußten sich die massiven Polizeikräfte eine falsche Taktik vorwerfen lassen, nur wenige Festnahmen konnten als „Erfolg“ verbucht werden, der Polizeipräsident mußte seinen Hut nehmen. Was Vermummungsverbot, CS–Gas, Gummigeschosse und Tausende von Strafverfahren nicht geschafft haben, soll nun „XY–ungelöst“ erreichen: die weiterhin anhaltende Solidarität der Bevölkerung mit den militanten Demonstranten und auch deren Zusammenhalt untereinander zerstören. Angesichts der momentanen Ruhe am Bauzaun erzeugt „XY“ rechtzeitig vor den bayerischen Landtagswahlen die von der CSU gewünschte Stimmung gegen die WAA–Gegner. Die Taktik von SPD, Grünen und Bund Naturschutz, die meinten, mit der Parole „Weg vom Bauzaun“ der CSU jegliche Wahlkampfmunition hinsichtlich militanter WAA–Kämpfer entziehen zu können, wird damit ad absurdum geführt. Bernd Siegler