Ausstieg unmoralisch

■ Wallmann in Schwandorf / Elend der 3. Welt als Argument gegen Verzicht auf Atomenergie

Schwandort (taz) - „Der Ausstieg aus der Kernenergie ist moralisch nicht zu vertreten.“ In einer Rede auf der zweitägigen energiepolitischen Landeskonferenz der bayerischen Jungen Union in Schwandorf bekräftigte Bundesumweltminister Walter Wallmann den Befürworterkurs der Bundesregierung und fand dafür ein neues Argument: die Konsequenzen eines Ausstiegs für die Entwicklungsländer. „Was bedeutet das für die Menschen, die mehr als wir auf die Inanspruchnahme natürlicher Rohstoffe angewiesen sind?“ Die fossilen Brennstoffe müßten dann vermehrt eingesetzt werden. Die „Ärmsten der Armen“ wären die Betroffenen. Und späte stens hier wachse die Frage nach dem Ausstieg in eine „grundsätzlich moralische Dimension“. Etwa 150 Delegierte der CSU– Nachwuchsorganisation folgten der Ministerrede, nachdem sie am Nachmittag vom Reisebus aus das Baugelände der WAA besichtigt hatten und danach in die von der Polizei hermetisch abgeriegelte Oberpfalzhalle in Schwandorf zurückgekehrt waren. Besonderen Beifall erhielt Wallmann, als er darüber lamentierte, daß der Ölschock wohl schon vergessen sei und diejenigen, die den sauren Regen und das Waldsterben am lautesten beklagt hätten, nun gar nicht mehr darüber reden wollten. Der SPD prognostizierte Wallmann, daß sie ihr selbstgestecktes Ziel bei der Bundestagswahl nicht erreichen werde, weil sich auf Dauer der Opportunismus nicht auszahlt. Zudem würden Grüne und SPD Hand in Hand mit der Angst ihr politisches Geschäft betreiben, obwohl die Sicherheit in den bundesdeutschen Anlagen „einmalig auf der Welt sei“. Dieses Volk soll aufgespalten werden in die „anständigen Kernkraftgegner und in die Unanständigen, die diese Kernkraft befürworten.“ Hinsichtlich der Frage, ob denn nun die Anzahl der AKWs in der Bundesrepublik noch erhöht werden sollte, ließ sich Wallmann nicht festlegen. „Diese Frage ist zur Zeit nicht beantwortbar.“ Wolfgang Gast