El Salvador: Dritte Dialogrunde in Gefahr

■ Die Guerilla will sich nicht von der Armee beschützen lassen und verlangt eine landesweite Feuerpause und die Entmilitarisierung des Verhandlungsorts / Die Armee unterbindet seit 45 Tagen die Lebensmittelversorgung einer Ortschaft im Norden des Landes

Panama/S.Salvador (afp/dpa) Die Vertreter der salvadorianischen Guerilla und Regierung haben sich am Sonntag in Panama nicht über Sicherheitsaspekte bezüglich der dritten Dialogrunde einigen können, die am Freitag im ostsalvadorianischen Sesori stattfinden soll. Wie die Delegation der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) am Sonntag in Panama mitteilte, ist bei den dortigen Vorgesprächen jede Einigung an der „Unnachgiebigkeit“ der Regierung gescheitert. Sie teilte nicht mit, ob die Guerilla an der geplanten Begegnung in Sesori teilnehmen wird. Wie sie ferner erklärte, ist sie am Sonntag zur vereinbarten Stunde am Verhandlungsort erschienen, um die Gespräche mit der Regierungsdelegation über eine Feuereinstellung im Gebiet von Sesori während der Gesprächsrunde fortzusetzen. Der salvadorianische Delegationschef, Vizepräsident Rodolfo Castillo, bedauerte seinerseits das Scheitern der Verhandlungen mit den Guerillavertretern. Er betonte jedoch, Präsident Jose Napoleon Duarte werde dennoch am Freitag nach Sesori fahren in der Hoffnung, daß die Rebellen ebenfalls kämen. Kulturminister Adolfo Rey Prendes erläuterte, die Gespräche seien an der Forderung der Gue rilla nach einer landesweiten Feuerpause und völligen Entmilitarisierung einer 900 Quadratkilometer großen Zone um Sesori gescheitert. Die Vertreter von FMLN/FDR hätten gefordert, daß sich die Armee aus neun Orten der Umgebung zurückziehe. Duarte hatte dies mit dem Hinweis abgelehnt, die Streitkräfte seien gerade dazu da, die Sicherheit aller Dialogteilnehmer zu gewährleisten. Castillo betonte, die Regierung habe der bewaffneten Opposition ausreichende Sicherheitsgarantien für die Abhaltung des Treffens in Sesori geboten. So solle eine ausländische Botschaft für die Zeit der Gesprächsrunde in die kleine Ortschaft verlegt werden, und die in dem Dialog vermittelnde Kirche habe in Aussicht gestellt, daß hohe kirchliche Würdenträger nach Sesori fahren, um die Sicherheit der Guerillavertreter zu verbürgen. Beide Seiten hatten sich im Oktober und November 1984 ergebnislos getroffen. Zu dem geplanten dritten Gespräch in Sesori will Präsident Duarte zusammen mit den Präsidenten des Parlaments und des Obersten Gerichts sowie mit Verteidigungsminister, General Eugenio Vides Casanova, kommen. Für die Guerilla werden gegebenenfalls Joaquin Villabor und Leonel Gonzalez, zwei der wichtigsten FMLN–Kommandanten, die Gespräche führen. Dorf blockiert Die salvadorianische Armee unterbindet seit 45 Tagen die Versorgung der Ortschaft San Jose de las Flores mit Lebensmitteln. Das prangerte am Sonntag Ricardo Ur ioste, Vikar der Erzdiözese San Salvador, an. Urioste hielt an Stelle von Erzbischof Arturo Rivera y Damas die Sonntagspredigt in der Kathedrale von San Salvador. In der Ortschaft im nördlichen Departement Chalatenango leben nach Angaben des Geistlichen mindestens 600 Menschen, davon 272 Kinder. Mehrere Einwohner hätten vor Hunger bereits den Ort verlassen und seien in die Stadt Chalatenango gegangen. Fünf Frauen und vier Kinder seien von der Armee festgenommen worden, einige von ihnen seien noch nicht freigelassen worden.