Pakistan setzt Atomkurs fort

■ China hat mit Pakistan ein Atomabkommen unterzeichnet USA finanzieren weiterhin Pakistans Militärprogramm

Berlin (taz) - In Peking hat gestern der pakistanische Außenminister Yaqub Khan mit seinem chinesischen Amtskollegen Wu Xueqian ein Atomabkommen zwischen beiden Staaten unterzeichnet. Eine Vereinbarung über eine gemeinsame militärische Nutzung der Atomenergie schließt das Kooperationsabkommen nicht ein. China war Ende 1985 von Indien und der UdSSR beschuldigt worden, Gebiete in der chinesischen autonomen Region von Xinjiang für den ersten pakistanischen Atomtest zur Verfügung gestellt zu haben. Damals hatte die chinesische Regierung eine solche Zusammenarbeit dementiert. Indiens Regierungschef Radjiv Ghandi warnte im Vorfeld der Unterzeichnung des sinopakistanischen Abkommens vor einer weiteren militärischen Stärkung Pakistans. „Das wäre eine Provokation für den Subkontinent“, sagte Ghandi in einem Interview mit der Washington Post. „Pakistan“, so Ghandi, „arbeitet nach wie vor an einem Programm, um eigene Atomwaffen herzustellen und zu besitzen. Und die USA tun nichts, um das zu verhindern. Wir sind wirklich überrascht, daß die mit ihrem Atomwaffenprogramm fortschreiten und die US–Regierung weiß, was passiert. Und noch immer unternimmt sie nichts.“ Der indische Premierminister verwies auf den Zusammenhang zwischen dem pakistanischen Atomprogramm und der Wirtschafts– und Militärhilfe der USA an Pakistan, die mehrere Milliarden Dollar ausmache und mit deren Hilfe Pakistan seit 1947 drei Kriege geführt habe. Möglich ist auch, daß der Atomvertrag mit China in Zusammenhang mit chinesisch–amerikanischen Gesprächen über eine Zusammenarbeit im Nuklearbereich steht, bei denen es auch um eine Kooperation mit Drittstaaten ging. Friedhelm Wachs