I N T E R V I E W Auch CSU für Ausstieg?

■ Dr. Faltlhauser, CSU–MdB, zu den Ausstiegsforderungen von Kardinal Höffner

taz: Was sagen Sie denn zu den Äußerungen von Kardinal Höffner, der sich am Wochenende für einen möglichst schnellen Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen hat. Damit wird die Energiepolitik der Bundesregierung zunehmend isoliert. Dr. Faltlhauser: Dieser Auffassung bin ich gar nicht. Wer dieser Auffassung ist, hat die bisherigen Äußerungen der CDU/CSU nicht begriffen. Die Union hat immer gesagt, die Kernenergie ist eine Übergangslösung und nichts anderes. Die SPD war es, die in der Vergangenheit 100 bis 150prozentig auf Atomenergie gesetzt hat. Wenn jetzt Höffner sagt, wir müssen möglichst schnell wegkommen von der Atomenergie, dann ist das substantiell nichts anderes als das, was wir sagen: wenn wir können, lösen wir die Atomenergie ab. Allerdings müssen wir erst mal können. Ich empfinde das als Kunststück der Interpretation, wenn Sie jetzt die Äußerungen Höffners mit der Energiepolitik Ihrer Partei unter einen Hut bringen wollen. Wo ist da das Kunststück? Höffner hat auch gesagt, die Atomkraftwerke seien nicht sicher. Auch dies ist unsere Position, sonst wären wir ja unlogisch. Wenn Atomkraftwerke ohne jedes Restrisiko absolut sicher wären, würden wir ja nicht von der Übergangsenergie reden. Das wäre ja blödsinnig. Ich gehe doch nicht aus einer absolut sicheren Energie heraus. Prima! Dann sind wir uns ja alle einig und können jetzt den Einstieg in den Ausstieg vollziehen. Nein! Vollziehen kann man gar nicht. Wir müssen erst mal überlegen, wie das gehen kann. Ich würde mich da Herrn Biedenkopfs Meinung anschließen, daß sich alle Parteien in der nächsten Legislaturperiode an einen Tisch setzen und im Rahmen einer Enquete–Kommission überlegen, wie der Ausstieg zu schaffen ist. Jetzt zu behaupten, wir schaffen den Ausstieg in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren, das halte ich für unseriös. Es geht doch um konkrete Schritte in Richtung Ausstieg. Und das heißt: keine WAA, kein Schneller Brüter, keine neuen Atomkraftwerke. Nein. Sehen Sie sich doch Schweden an. Die wollen auch aussteigen und haben neue Anlagen angeworfen. Und Herr Rau hat kürzlich erst die Anreicherungsanlage Gronau in Betrieb genommen. Man kann durchaus halbfertige und fertig gebaute Anlagen in Betrieb nehmen, um dann in einem vertretbaren Zeitraum auszusteigen, um aus dieser Grenzsituation des Lebens mit Atomkraftwerken herauszukommen. Wackersdorf ist weder fertig noch halbfertig. Schon wieder ein Irrtum. Wackersdorf wurde nicht erst durch den Bau eines Zaunes begonnen. Die Fundamente wurden schon viel früher gelegt. Schon die Regierung Schmidt hat mit ihrem Entsorgungskonzept hierfür die Grundlagen geschaffen. Interview: -man–