AKWs - Gott bewahre

■ Kardinal Höffner will aussteigen

Der verläßlichste Bündnispartner der Bundesregierung, die katholische Kirche, hat am Wochenende den energiepolitischen Konsens aufgekündigt. Die Forderung Kardinal Höffners nach einem „möglichst bald“–igen Ausstieg aus der „allergefährlichsten“ aller Energien, der Atomener operieren. Aber auch die vielen, von ihren Bistümern mühsam an der Leine gehaltenen Pfarrer, die bisher ihre AKW–Gegnerschaft unter der weiten Soutane verbergen mußten, haben jetzt grünes Licht für die in Deutschland noch immer wirksamste aller Agitationen, die von der Kanzel. Die CDU kann sich einen Dissens mit der Kirche in der wichtigsten innenpolitischen Frage nicht leisten. Entsprechend hat sie gestern reagiert. Umwelt– und Atomminister Wallmann und auch der CSU–Abgeordnete Faltlhauser versuchen nun ihrerseits, sich als die wahren Atomgegner darzustellen und die Position der Kirche zu integrieren. In trauter Eintracht sind plötzlich alle Parteien für den Ausstieg aus der Atomenergie. Die Frage ist nur: wann. Doch dieses krampfhaft errichtete Lügengebäude, das im Widerspruch zu allen realen und konkreten energiepolitischen Entscheidungen der Regierungs–Koalition steht, wird die Partei nicht verkaufen können, nicht einmal im tiefsten bayerischen Wald. Selbst mit der grünsten Verbal–Kosmetik wird aus einer CDU keine Öko–Partei und aus Franz–Josef Strauß kein AKW– Gegner. CDU und CSU sind und bleiben die Atomparteien per se, das zumindest sitzt in den Köpfen drin. Von Grünen und AKW–Gegnern ist zu hoffen, daß sie Höffners Äußerungen nicht linkssektiererisch abtun, sondern so aufnehmen wie gestern der Grünen–Abgeordnete Christian Ströbele: „Ich bin begeistert.“ Manfred Kriener (siehe Interview auf Seite 5)