„Heute geht alles schief“

■ Hannovers Polizei auf Verbrecherjagd / Schüler von Schuß verletzt

Aus Hannover Axel Kintzinger

Den Wochenendeinkauf hatte sich der 19 jährige Schüler Jens Müller aus Hannover anders vorgestellt. Mit dem Fahrrad war er in der Innenstadt unterwegs, als ihn zwei Männer von hinten aus dem Sattel rissen. „Plötzlich knallte es und mein Bein tat höllisch weh“, berichtet Jens Müller. Die Männer waren Zivilfahnder der Polizei, und einem von ihnen ist die großkalibrige Pistole losgegangen - die Kugel riß ein großes Loch ins Pflaster. Als die Beamten sich im Einsatzwagen ihren Fang näher betrachteten, war der Katzenjammer groß: „Verdammte Scheiße, heute geht alles schief“, schimpfte einer, „erst geht die Plempe los, und dann erwischen wir auch noch den Falschen.“ Die Polizisten brachten den Schüler nach Hause und versicherten: „Tut uns wirklich leid“ und „Das soll nicht wieder vorkommen“. Kann es aber doch. Polizeisprecher Klages erklärte auf Nachfrage lapidar, daß das immer passieren könne und „wir damit leben müssen“. Es sei, so Klages weiter, auch nicht möglich gewesen, den vermeintlichen „Gewaltverbrecher“ in einer ruhigeren Situation zu stellen. Und mit den großkalibrigen Pistolen, die von der Konstruktion her nicht zu sichern wären, sei das auch eine schwierige Sache. Klages lud die taz ein, doch selber einmal zu probieren, eine solche Pistole schnell und ohne Schwierigkeiten aus dem Halfter zu ziehen. Jens Müller will sich auf diese Mätzchen nicht einlassen. Er hat Strafanzeige erstattet, die Ermittlungen gegen die Beamten laufen bereits.