NATO unter sich

■ Atlantic Treaty Association in Mainz / Kohl warnt vor Experimenten

Mainz (taz) - Im scharf bewachten Mainzer Hilton–Hotel tagt seit Dienstag die Atlantic Treaty Association (ATA). Die ATA ist die Dachorganisation der nationalen, nicht–staatlichen Vereinigungen der 16 NATO–Mitgliedsstaaten, die dort inhaltlich die NATO–Politik entwickeln und transportieren. Die deutsche Sektion ist unter dem Namen „deutsch–atlantische Gesellschaft“ bestens bekannt. Auf der 32. Jahresversammlung der ATA (Thema: „Die Verteidigungsbereitschaft der NATO und die Aussichten der Rüstungskontrollverhandlungen“) treffen sich wie gewohnt rund 300 Delegierte und die Creme der Aufrüstungsproteges. NATO–Oberbefehlshaber Rogers, zahlreiche Top–Militärs aus den Mitgliedsstaaten und natürlich Kohl, Wörner, Genscher, aber auch der Sozialdemokrat Horst Ehmke geben sich derzeit die Klinke im Mainzer Hilton in die Hand. Die Prominentenliste ist lang. Um nur einige zu nennen: Reagans Sonderbeauftragter Paul Nitze, der ehemalige italienische Ministerpräsident Emilio Colombo und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Altenburg, allesamt für die aktuelle Hochrüstung in der NATO verantwortlich. Während der spanische Botschafter Carlos Robles Piquer zu dem Thema „Spanien in der NATO - eine besondere Partnerschaft“ seine Vorstellungen im Politischen Ausschuß der ATA referierte, warnte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) beim Abendessen im Goldsaal die Teilnehmer einmal mehr vor „Experimenten mit dem NATO–Bündnis“. Wer unter welchem Vorwand auch immer mit dem Bündnis experimentieren wolle, experimentiere „mit der deutschen Freiheit und letztlich mit dem Frieden in Mitteleuropa“, erklärte Kohl. Felix Kurz Zu den Demonstrationen siehe Bericht auf dieser Seite