I N T E R V I E W Nur „grüne Kraftsprüche“ zu Höffner

■ Walter Molt, Bundestagskandidat, zur Ankündigung seines Austritts aus der Grünen Partei Der 54jährige Akademische Direktor an der Universität Augsburg, Walter Molt, engagierter Katholik und Bundestagskandidat der Grünen in Bayern, steigt aus. Der Allgäuer, der 1978 nach seinem Austritt aus der CSU zu den Grünen überwechselte, verbuchte seinen größten Erfolg bei den Bürgermeisterwahlen in Oberstdorf, wo er 14 Prozent der Stimmen erhielt.

taz: Warum sind Sie aus der Partei ausgetreten? Molt: Generell wäre zu sagen, daß ich die Beschlüsse des Hannoveraner Parteitags nicht mittragen kann. Die Grünen müssen unmißverständlichen Lebensschutz betreiben und dieses Prinzip auch auf das ungeborene Leben übertragen. Ich muß zwar nicht alles, was ich ablehne, unter Strafe stellen. Meiner Meinung nach sollte der § 218 jedoch verschärft werden und auf alle angewandt werden, die Leben gefährden, wie etwa die Atomlobby und die CSU. Aber das ist nicht der Grund meines Austritts, sondern die grünen Kraftsprüche, mit denen man auf die Äußerungen von Höffner reagierte. Was stört Sie daran? Schon 1980 hat Höffner auf der Bischofskonferenz vor der Atomenergie gewarnt. Das sind für einen alten Mann beachtliche Worte. Da hau ich doch nicht gleich los. Es ist doch wichtig, den Dialog zu suchen. In der Frage der Kernenergie steht den Grünen die Kirche doch näher als die CSU. Außerdem stehe ich im katholischen Verbandsleben, wie kann ich da grüne Positionen vertreten, wenn mir dauernd diese Geschichte vorgehalten wird. Aber ist dieser Austritt kurz vor den Wahlen nicht ein Schuß nach hinten? Ich werde meine Kandidatur trotz aller Distanzierung von der Partei aufrechterhalten und auch weiterhin empfehlen, die Grünen zu wählen. Aber so kann es nicht weitergehen. Die Grünen verspinnen sich immer mehr und sind intolerant denen gegenüber, die auf anderen Wegen zum gleichen Ziel kommen. Ich will nicht die Gesellschaft provozieren, sondern verändern, ich möchte gesprächsfähig bleiben. Für die bayerischen Landtagswahlen glaube ich, ist mein Handeln unerheblich. Am liebsten hätte ich, daß die Parteiunabhängigen wie etwa Mechtersheimer sich zusammenschließen. Das Interview führte Luitgard Koch