IG Metall bereitet sich auf Streik vor

■ Aktionsprogramm für die kommende Arbeitszeitrunde beschlossen / Drei–Phasen–Plan bis zum Frühjahr 87 Günstige Mobilisierungsvoraussetzungen für den Arbeitskampf um die 35–Stunden–Woche

Von Martin Kempe

Berlin (taz) - Die Industriegewerkschaft Metall bereitet sich auf ihren nächsten Arbeitskampf vor. In einem am 8. September vom Vorstand der IGM beschlossenen „Aktions– und Arbeitsprogramm 35–Stunden–Woche“ heißt es: „Die IG–Metall richtet sich - bei aller Bereitschaft, in allen Verhandlungen zu einer Lösung zu kommen - darauf ein, Wochenarbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich notfalls wieder mittels eines Arbeitskampfes durchsetzen zu müssen“. Die Arbeitgeberseite habe, wie vor dem siebenwöchigen Arbeitskampf im Frühjahr 1984, ihre „klare Ablehnung gegenüber der 35–Stunden– Woche“ verstärkt. Und die Regierungskoalition habe die Änderung des Paragraphen 116 Arbeitsförderungsgesetz vor allem deshalb betrieben, „um weitere Wochenarbeitszeitverkürzungen zu verhindern“, heißt es in dem Aktionsprogramm, das derzeit an die Bezirke und Verwaltungsstellen der IGM verschickt wird. In drei Phasen will die IG Metall sowohl die betriebliche wie die „gesellschaftspolitische Mobilisierung“ ankurbeln. Die erste Phase September/Oktober 1986 dient, so heißt es in dem Papier, „vor allem der organisationsinternen argumentativen Vorbereitung“, d.h. der Anfertigung von Werbemitteln aller Art und der Vorbereitung der Betriebsversammlungen des letzten Quartals. Abgeschlossen wird diese Phase durch den Gewerkschaftsvertrag Ende Oktober, der gleich zeitig ein öffentlichkeitswirksamer Auftakt für die kommende 35–Stunden–Woche–Kampagne sein soll. Vom November 86 bis Januar 87, also während des Bundestagswahlkampfes, will die IG Metall die „gesellschaftspolitische Mobilisierung“ in den Vordergrund stellen. Massenarbeitslosigkeit, Sozialabbau und Einschränkung des Streikrechts sollen in dieser Phase in den Vordergrund gestellt werden. Die Aktionsformen sollen in dieser Zeit „auf Öffentlichkeitswirksamkeit, auf Einbeziehung anderer gesellschaftlicher Gruppen“ orientiert werden. Die dritte Phase vom Februar 87 „bis zum Ende der Tarifauseinandersetzung“ soll dann eine „Konzentration auf die betriebliche Mobilisierung“ bringen. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Lohntarifauseinandersetzung, die mit der Arbeitszeitrunde zusammen ausgetragen wird. Diese Phase solle dann „gegebenenfalls die unmittelbare Vorbereitung auf Urabstimmung und Arbeitskampf“ einschließen. Im Mittelpunkt der Forderungen in den einzelnen Tarifbezirken soll auch diesmal wieder die 35–Stunden–Woche bei vollem Lohnausgleich stehen. Gleichzeitig soll die tägliche Höchstarbeit von acht Stunden, die Fünf–Tage– Woche von Montag bis Freitag und der freie Samstag und Sonntag als Regelarbeitszeit gesichert werden. Überstunden soll es nicht mehr als zehn im Monat geben bei zwingendem Freizeitausgleich (statt Bezahlung) „ab der ersten Stunde“.