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Hessen–SPD kippt Frauenbeschluß

■ Nur drei Frauen auf den ersten 20 Listenplätzen zum Bundestagswahlkampf / „Eingeflogene“ Kandidatin von Basis abgelehnt / Hauff ist Spitzenkandidat der Hessenliste: „Wir suchen Wähler, keine Koalitionspartner“

Von K.–P. Klingelschmitt

Kassel/Frankfurt(taz) - Daß die „alte Tante SPD“ - zumindest was die Machtpartizipation von Frauen anbelangt - gut zwei Jahre hinter den Grünen „herhinkt“, stellte der außerordentliche Landesparteitag der hessischen SPD am Sonnabend in Kassel erneut unter Beweis. Während die Grünen in Nürnberg die paritätische Besetzung aller Listen und Gremien der Partei endgültig festschrieben, kippte der Wiesbadener „Seniorpartner“ in Kassel selbst den noch auf dem SPD–Bundesparteitag euphorisch gefeierten „25 Obgleich Holger Börner in Kas sel sein ganzes Gewicht in die politische Waagschale warf, verweigerten gut zwei Drittel der 235 Delegierten (Frauenanteil: 23,4 einer Frau die Besetzung des achten Listenplatzes auf der Landesliste für die kommende Bundestagswahl. Ingrid Langer (50), die vom Parteivorstand gegen das ausdrückliche Votum der SPD–Unterbezirke Nord und Süd für Platz acht nominiert worden war, scheiterte an der mangelnden Bereitschaft der Partei, eine „von außen eingeflogene Kandidatin“ - so ein Delegierter - zu akzeptieren. Denn während die „restlichen“ 101 Bewerber/innen auf der Landesliste die sozialdemokratische „Ochsentour“ absolvieren muß ten, kam die Hochschullehrerin Langer - auf Wunsch der AsF– Frauen - wie Phönix aus der Asche. Daß sich dann auch noch der Parteivorstand in einer „Nacht– und Nebel–Aktion“ gegen das Basisvotum der Bezirksverbände gestemmt hatte und Ingrid Langer „selbstherrlich“ auf die erst am Sonnabend ausgeteilte Vorschlagsliste hievte, provozierte den Widerstand der Basis zusätzlich. Lisa Abendroth: „Die demokratische Willensbildung der Partei verläuft von unten nach oben, nicht umgekehrt.“ Die Hessen–SPD wird so mit nur drei Frauen auf den ersten zwanzig Listenplätzen in den Bundestagswahlkampf ziehen. Listenführer und „Spitzenkandidat“ der Hessen–Liste wurde der Schwabe Volker Hauff. 207 Delegierte votierten für Hauff, der zuvor das Auditorium mit einer gut einstündigen Grundsatzrede dergestalt gelangweilt hatte, daß sich Sitzungspräsident Armin Clauss genötigt sah, die „lieben Genossinnen und Genossen“ zur Aufmerksamkeit zu ermahnen. Hauff, der in Kassel vom „geordneten Ausstieg“ aus der Atomenergie sprach, erklärte den Delegierten, daß „nur eine Stimme für Johannes Rau eine Stimme für die SPD“ sei: „Wir kämpfen um die Mehrheit. Wir Sozialdemokraten suchen Wählerinnen und Wähler, keine Koalitionspartner.“

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