Rücktritt gefällig

■ Zur Distanzierung des Bundesvorstandes gegenüber dem Beschluß der grünen Bundesversammlung

„Ein Ärgernis“ nannten Jutta Ditfurth und Rainer Trampert in einer prompt einberufenen Pressekonferenz den Beschluß der grünen Bundesversammlung, „Anbiederung an die SPD“ und einen Gegenstand „für eine Satire“. Nun können die Grünen ein solches Verfahren schulterzuckend hinnehmen, weil es für diese Bundesvorstandsmitglieder typisch ist. Warum sollte ausgerechnet politischer Stil, wonach man zum Beispiel nicht den schlechten Verlierer spielen darf, das Verhältnis zwischen Basis und Vorstand bestimmen? Ditfurth und Trampert haben durch den Parteitag eine politische Niederlage erlitten. Eine kritische Meinung gegenüber der obsiegenden Position bleibt ihnen unbenommen. Aber sie haben ein Amt. Das müssen sie ernst nehmen, das ist nicht ihr Eigentum und darf auch keine Bastion gegen den innerparteilichen Gegner sein. Das Amt verpflichtet sie, auf ihren persönlichen Dissens zu verzichten und einen Beschluß des höchsten Organs der Partei nicht nur zu tragen, sondern auch für ihn einzutreten. Zumal eine deutliche Mehrheit der Delegierten eben eine grundsätzliche Abkehr von der bisherigen politischen Praxis der grünen Flügelkämpfe um Koalition oder Nichtkoalition gefordert hat. Wenn die Bundesvorständler prompt vor die Presse treten und diesen Beschluß diskriminieren, dann halten sie ihn in Wahrheit für nicht tragbar. Es gibt für sie - das gebieten Würde und Verantwortung - nur eine Konsequenz: den Rücktritt. Wenn die Bundesvorständler diese Konsequenz ignorieren, ruinieren sie ihr Amt und bringen in die Partei ein Element der Verluderung und Versumpfung. Wenn die Partei ein solches Verhalten nicht ernst nimmt, wird sie in kürzester Zeit zu einem ohnmächtigen Klüngel von Formalisten und Machtpolitikern. Klaus Hartung