K O M M E N T A R Ein geschickter Schachzug

■ Südafrika droht den USA mit Sanktionen

Bothas Versuch, die in der Sanktionsfrage noch schwankenden sechs US–Senatoren unter Druck zu setzen, ist ein raffiniertes Manöver. Die Drohung des südafrikanischen Außenministers, Getreideimporte aus den USA zu stoppen, falls der Senat Reagans Veto überstimmt, hat großen Unmut im Kongreß hervorgerufen. Diese Reaktion war auch für die südafrikanische Regierung absehbar. War Bothas Erpressungsversuch also nur ein geschickter Schachzug, um sicherzustellen, daß der Senat Sanktionen gegen sein Land beschließt? Daß ausgerechnet Botha als Vertreter des liberalen, einen Reformkurs im Sinne des westlichen Kapitals unterstützenden Flügels des Apartheidregimes diesen Coup landete, weist auf eine Machtverschiebung innerhalb der südafrikanischen Regierung hin. Bislang waren seine markigen Worte, mit denen er bei politischen Veranstaltungen in den letzten Wochen „totale und umfassende Sanktionen“ forderte, als Versuch gewertet worden, die abtrünnigen weißen Rechtsradikalen wieder hinter dem Minderheitsregime zu vereinigen. Offenbar hat jetzt jedoch der rechte Flügel in der Regierungsclique im Kampf zwischen den Verfechtern der ideologischen Einheit der Buren und den vom ausländischen Kapital beeinflußten Wirtschaftstechnokraten die Oberhand gewonnen. Statt sich vor Sanktionen zu fürchten, propagiert die Regierung inzwischen einen durch Sanktionen entstehenden ökonomischen Aufschwung für das einheimische, zumeist burische Kapital und feiert ein damit verbundenes Beschneiden des traditionell „verhaßten“ ausländischen Einflusses. Reagan muß nun das Dilemma ausbaden. In kaum einer anderen Frage haben ihm Freund und Feind gleichermaßen so zugesetzt, hat er sich so exponiert wie in der Sanktionsdebatte. Daß ihm jetzt sogar seine scheinbar engsten Freunde, die burische Regierung, in den Rücken fielen, just zu einem Zeitpunkt, als es Reagan mit der Ankündigung des Vorgipfels noch einmal gelungen war, die Front der Sanktionsbefürworter im Senat aufzuweichen, ist kein Zufall. Michael Fischer