Israel verbietet Vertrieb von Al Fajr

■ Die Zeitung darf für eine Woche nur innerhalb der israelischen Grenzen verkauft werden / Angeblicher Verstoß gegen Zensur

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Militärgouverneure des besetzten Jordan–Westufers und des Gaza–Streifens haben am Donnerstag den Vertrieb der der Tageszeitung Al–Fajr, die in Ost– Jerusalem gedruckt wird, für die Dauer von sieben Tagen verboten. Amtlich wird das Verbot damit begründet, daß die Redaktion angeblich Material, ohne die nötige Erlaubnis des Militärzensors abgedruckt hat. Das Blatt kann in Israel selbst weiterhin kolportiert werden, wo Al–Fajr täglich etwas mehr als 2.000 Exemplare verkauft. Allerdings schließt das auch das von Israel annektierte Ost–Jerusalem ein. In den besetzten Gebieten selbst werden etwa 5.000 Exemplare der Zeitung vertrieben. Bereits am Mittwoch protestierte der Herausgeber der größten Ost–Jerusalemer Tageszeitung El–Kuts, Mahmoud Abu Zuluf, daß er mit seiner neuen Abendzeitung Al–Massa bereits seit drei Monaten Schwierigkeiten hat, weil die israelischen Behörden den Vertrieb des Blattes in den besetzten Gebieten davon abhängig machen, daß die Zeitung die Politik der Behörden unterstützt. Abu Zuluf, der früher als der konservativste unter den projordanischen Zeitungsverlegern in Jerusalem galt, hat den israelischen Druck zurückgewiesen. Weder Al–Fajr noch El– Kuts sind radikale Zeitungen. Die neue Abendzeitung Al– Massa druckt nicht einmal Leitartikel ab. Al–Fajr hält die Linie seines amerikanischen Besitzers Ajlouny, der dem moderaten Fatah–Flügel am nächsten kommt. Chefredakteur Hanna Seniora des Al–Fajr war im Vorjahr von den israelischen Behörden als ein von allen Seiten bestätigter Palästinenservertreter in einem jordanisch–palästinensischen Verhandlungsteam mit Israel ausgewählt worden. Abbildung: Der Kopf der wöchentlichen englischen Ausgabe von Al–Fajr. FORTSETZUNG VON SEITE 1