Daniloff und der KGB–Priester

■ Ist Gipfel–Hindernis Daniloff doch ein Spion? / Ein Haufen Briefumschläge, ein KGB–Priester und CIA–Chef Casey weisen die Spur ins Dunkle

Berlin (taz) - Die Los Angeles Times veröffentlichte am Mittwoch Informationen von nicht näher genannten Regierungsbeamten, nach denen Daniloff zumindest indirekt mit dem CIA in Berührung gekommen sei. Denn eines Morgens Anfang letzten Jahres lag vor seiner Wohnungstür ein großer Umschlag. Nicht mit Informationen über sowjetische Jugendorganisationen, die Daniloff erwartete. Der Brief war vielmehr an die Moskauer US–Botschaft gerichtet. Zwar war ihm die Sache wohl nicht ganz geheuer, doch lieferte er den verschlossenen Umschlag in seiner Botschaft ab. Als dort der Brief geöffnet wurde, kamen nur weitere Umschläge zum Vorschein. Einer davon war für CIA–Chef William Casey bestimmt. In dem fanden sich Informationen über Raketen und andere Geheimnisse. Ein Botschaftsangehöriger fragte Daniloff, wie man mit dem Informanten, einem als Priester verkleideten KGB–Mann namens Roman, in Kontakt kommen könnte. Daniloff gab die Information heraus. Als die sowjetische Regierungszeitung Iswestia am 8. September Argumente gegen Daniloff veröffentlichte, wies sie darauf hin, daß Daniloff diesen Umschlag mit vermeintlichen Geheiminformationen des KGB–Priesters weitergeleitet hatte, woraufhin der US–Diplomat Stombaugh mit dem KGB–Mann in Verbindung getreten sei. Im Juni 1985 sei Stombaugh wegen Spionage aus der Sowjetunion ausgewiesen worden. Das, so die Los Angeles Times, hätte sich in einem Prozeß gegen Daniloff wenden können. Nachdem der Sowjetspion Sacharow die USA verlassen hatte, bevor Daniloff dort ankam, konnte auch Reagan nicht mehr behaupten, Daniloff sei ohne Bedingungen der Sowjets aus Moskau abgereist. Was aber der Kritik vom rechten Flügel der Republikaner im Wahlkampf entgegensetzen? Dieselbe Zeitung behauptete gestern, daß „entgegen den ursprünglichen Plänen der US–Regierung die Chefs der beiden sowjetischen Geheimdienste KGB und GRU bei der UNO“ nicht aus den USA ausgewiesen werden sollen. Waleri Sawtschenko und Wladislaw Skworzow sollen die beiden Männer heißen. Florian Bohnsack