Israelis marschieren ins rechte Lager

■ Meinungsumfragen zeigen kurz vor dem Wechsel des Premier Verhärtung anti–palästinensischer Positionen in der Bevölkerung

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Eine Woche vor Jishak Schamirs Übernahme des Ministerpräsidentenpostens von Peres zeigen Meinungsumfragen eine zunehmend härtere anti–palästinesische Tendenz unter den Isrealis. Fast vierzig Prozent der jüdischen israelischen Bevölkerung unterstützen Organisationen, die Araber aus „Judea und Samaria“ (das besetzte Westufer des Jordan) deportieren wollen und in dieser Hinsicht aktiv sind. In Meinungsumfragen im Anschluß an die Gipfelkonferenzen zwischen Peres und König Hassan in Marokko und Mubarak in Alexandria lehnen mehr als die Hälfte aller Israelis (52 Prozent) jedwede Verhandlung mit der PLO ab, auch wenn die PLO den Terrorismus verurteilen und aufgeben sowie Israel voll anerkennen würde. Vor drei Jahren waren immerhin lediglich 41 Prozent der Bevölkerung gegen jede Verhandlungen mit der PLO. - Gegenwärtig sind 45 Prozent der Israelis für die Gründung weiterer Siedlungen von Juden in den besetzten Gebieten, trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Israels und der Einschränkungen nicht–militärischer Staatsausgaben. Vor achtzehn Monaten war dagegen nur ein Drittel der Israelis für die weitere Kolonisierung der Westbank zu gewinnen. Eine absolute Mehrheit (54 Prozent) lehnt irgendwelche territorialen Kompromißlösungen mit arabischen Nachbarn ab - auch wenn in Friedensverhandlungen die arabische Seite Sicherheitsgarantien für Israel gäbe. Auch in dieser Frage gibt es zwei Jahre nach der Etablierung der „nationalen Einheitsregierung“ mit Peres an der Spitze eine deutliche Radikalisierung gegen territoriale Friedenskompromisse.Innerhalb der Arbeiterpartei bestehen Meinungsverschiedenheiten zwischen Tauben und Falken, aber insgesamt hat das rechtsextreme klerikale Lager, unterstützt von einem Teil der Falken in der Arbeiterpartei, größeren Einfluß gewonnen. Ob sich diese Tendenz unter Schamirs Führung der Koalition durchsetzt, kann nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Größere politische Veränderungen sind nicht zu erwarten, auch wenn sich der Likud–Stil von dem der Führung der Arbeiterpartei unterscheidet.