Chilenische Geheimdienstchef wird Juntamitglied

■ Neun Generäle in den Ruhesand versetzt / Pinochet bietet der gemäßigten Opposition begrenzten Dialog an / Gespräche über Wiederzulassung von Parteien

Santiago (afp/ap) - Der chilenische Präsident General Augusto Pinochet hat den Leiter des Geheimdienstes Central Nacional de Informaciones (CNI), Generalleutnant Humberto Gordon Rubio, zum Vertreter des Heeres in der Regierungsjunta ernannt. Gordon (59) wird General Julio Canessa Robert ablösen, der der Junta seit November 1985 angehörte. Oberster Befehlshaber des chilenischen Heeres ist General Pinochet selbst. Der Junta, die legislative Gewalt hat, gehören die Kommandanten der verschiedenen Waffengattungen an. Der stellvertretende Heereskommandant Generalleutnant Santiago Sinclair Oyaneder wurde im Amt bestätigt. Gleichzeitig versetzte Pinochet neun Generäle wegen Erreichung der Altersgrenze und „aus institutionellen Gründen“ in den Ruhestand. Darunter befindet sich auch Luis Danus Covian, Kommandant der im äußersten Süden Chiles stationierten sechsten Heeresdivision. Unlängst hatte er Morde an Regimegegnern verurteilt und sich in einem Interview dafür ausgesprochen, daß die Amtszeit Pinochets nicht über 1989 hinaus verlängert werde. In den Ruhestand versetzt wurde auch der Chef des Verteidigungsstabes, General Carlos Medina Lois. Sinclair und Gordon gelten als sehr treue Gefolgsleute Pinochets. Pinochet hat seinen Innenminister Ricardo Garcia angewiesen, das Gespräch mit der Opposition zu suchen, aber gleichzeitig den Kreis der möglichen Gesprächspartner und die Themenliste ein gegrenzt. Eine entsprechende Anweisung Pinochets wurde am Mittwoch abend offiziell veröffentlicht. Garcia solle Kontakte zu solchen Oppositionspolitikern suchen, die die Verfassung von 1980 anerkennen. Diese Verfassung erlaubt es den seit 1973 in Chile mit einer vierköpfigen Junta herrschenden Streitkräften, bei einer für 1989 angesetzten Volksabstimmung einen Präsidentschaftskandidaten aufzustellen, der Pinochet heißen könnte. Das Gesprächsangebot ist Pinochets Anweisung zufolge nur an Politiker gerichtet, die erklärte Antimarxisten sind und Gewalt als politisches Instrument ausdrücklich ablehnen. Gesprochen werden soll laut Pinochet über ein Gesetz, das zur Wiederzulassung zur Zeit verbotener Parteien führen könnte, und über die Aufstellung von Wählerlisten. Die alten Listen waren bei der Machtübernahme der Offiziere 1973 vernichtet worden.ny