Südafrika sperrt Wanderarbeiter aus

■ 70.000 Wanderarbeiter aus Mosambik müssen zwangsweise in ihre Heimat zurückkehren / Auslandsfinanzierung für Oppositionsbewegung UDF verboten / Bergarbeitergewerkschaft erwägt nationalen Generalstreik / Mosambik spricht von „Erpressung“ des Apartheidregimes

Aus Johannesburg Hans Brandt

Südafrika hat am Mittwochabend die Rekrutierung von Wanderarbeitern aus Mosambik verboten. Arbeiter, die sich zur Zeit im Lande befinden, werden nach Ablauf ihrer Verträge in ihr Heimatland zurückkehren müssen. Betroffen sind etwa 70.000 Mosambikaner. Am Donnerstag wurden außerdem die Aktivitäten der Vereinigten Demokratischen Front (UDF), der größten internen Oppositionsorganisation, erneut eingeschränkt: In Zukunft darf die UDF keine finanzielle Unterstützung aus dem Ausland mehr erhalten. Mit ihrer politischen Arbeit kann die UDF jedoch fortfahren. Die meisten der mosambikanischen Wanderarbeiter sind in Südafrikas Bergbauindustrie angestellt. „Diese Maßnahme ist Teil des Versuches, die Apartheid zu verteidigen, nachdem der internationale Druck auf das Regime verstärkt wurde“, kommentierte ein Sprecher der Bergarbeitergewerkschaft NUM. Die NUM wird am Wochenende eine Notsitzung ihres Exekutivkomitees einberufen. Das geschieht vor dem Hin tergrund einer Resolution der Gewerkschaftsföderation COSATU, die bei ihrem Gründungskongreß einen nationalen Generalstreik in Aussicht stellte, wenn Pretoria ausländische Arbeiter repatriieren sollte. Die Minenkammer, der Verband der Bergbaukonzerne, sprach ihr Bedauern über die Maßnahme aus, begrüßte jedoch die Tatsache, daß bestehende Verträge auslaufen dürfen, so daß es zu keiner größeren Störung kommen würde. Die Verträge von Wanderarbeitern gelten in der Regel für ein Jahr. Es wird also noch einige Monate dauern, bis der letzte Mosambikaner Südafrika verlassen hat. Mosambik bestätigte seine Entschlossenheit, die „Erpressung“ Südafrikas zu überwinden. Im übrigen wies die Regierung von Mosambik darauf hin, daß erste südafrikanische Sanktionen schon nach der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 verhängt wurden. Damals wurde die Zahl der Minenarbeiter von 150.000 auf 40.000 reduziert. Die jetzt verhängten Restriktionen des Apartheidregimes folgen zwei Tage nach der Detonation einer Tretmine auf südafrikanischem Gebiet nahe der Grenze, wobei sechs weiße Soldaten verletzt wurden. Die UDF vertritt als Dachorganisation von 700 Oppositionsgruppen mehr als zwei Millionen Mitglieder. „Unsere Möglichkeit, innerhalb des Landes Geld zu sammeln, ist schon immer durch scharfe Repressionen, lange Gerichtsverfahren, Verhaftungen, Verbannungen und Festnahmen unserer Mitglieder erschwert worden“, sagte Azhar Chachalia, Schatzmeister der UDF, gegenüber der Presse. Fortsetzung auf Seite 6 Mehr als 50 Prozent des mehrere Millionen zählenden Einkommens der UDF komme aus dem Ausland. „Die jüngste Maßnahme wird die UDF schwer treffen, aber sie wird uns nicht lähmen“, fügte er hinzu. „Das wird die südafrikanische Regierung bald merken.“ Die UDF werde die neuesten Maßnahmen jedoch vor Gericht angreifen, sagte Cachalia. Außerdem sei es Meinung der UDF, daß alleine die Front, nicht die angegliederten Organisationen, von den Restriktionen betroffen seien. Die jüngste Maßnahme ist ein schwerer Schlag für Mosambik, dessen Wirtschaft schon jetzt durch einen seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg schwer getroffen ist. Mit den Einkünften seiner Wanderarbeiter wird das Land wichtige Devisen im Wert von 90 Millionen DM verlieren. Außerdem scheint nun endgültig das Ende des vor zweieinhalb Jahren zwischen Südafrika und Mosambik unterzeichneten Nichtangriffspaktes gekommen zu sein. Das ist auch für Südafrika nicht ohne Konsequenzen - die Angriffe des ANC im Lande werden wohl wieder zunehmen. Dennoch wird Mosambik schwerer darunter leiden. Mit Pretorias Unterstützung werden die Renamo–Rebellen noch gefährlicher werden. Ohnehin heißt es in Berichten aus Simbabwe, daß Tausende von Renamo–Soldaten im Norden des Landes eine neue Großoffensive gestartet haben, nachdem sie von Präsident Banda von Malawi des Landes verwiesen wurden. Banda hatte damit auf Druck aus Mosambik, Simbabwe und Sambia reagiert. Ron Miller, stellvertretender südafrikanischer Außenminister, warnte außerdem am Mittwoch, daß ein Ende des Nkomati–Ver– trags verheerende wirtschaftliche Folgen für Mosambik haben würde. „Mosambik lebt hauptsächlich von Einkünften aus Südafrika, indem wir den Hafen von Maputo benutzen, Nahrungsmittelhilfe geben und Produktionsmöglichkeiten zur Verfügung stellen“, sagte Miller. Kirchenführung will Dialog Johannesburg (ap) - Die Synode des Mischlingszweiges der Niederdeutschen Reformierten Kirche in Südafrika hat sich am Mittwoch für die Eröffnung eines Dialogs zwischen der Kirchenführung und verschiedenen verbotenen Organisationen ausgesprochen. Es handelt sich um den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC), den Panafrikanischen Kongreß und die Südafrikanische Kommunistische Partei.