„Robert Wald“ auf Cattenom–Turm

■ AKW–Gegner aus Frankreich und der BRD besetzen in einer Überraschungsaktion einen Cattenom–Kühlturm

Aus Cattenom Viola Falkenberg

Zum ersten Mal wurde in der französischen Nuklearzentrale Cattenom ein Kühlturm besetzt. Mitglieder von „Robin Wood“ und „Robin des Bois“ kletterten gestern vormittag auf einen der vier Kühltürme und ketteten sich dort an. Wegen dichten Nebels über Cattenom blieben sie vom Werkschutz unentdeckt. Die gewaltfreien Aktionsgruppen aus der Bundesrepublik und Frankreich protestierten damit gegen die Inbetriebnahme der Atomkraftwerke in Brokdorf und Cattenom. Sie fordern: „Einmottung und Denkmalschutz für wasserkochende Atomdinosaurier wie in Cattenom.“ Bei Redaktionsschluß befanden sich die AKW–Gegner noch auf dem Kühlturm. Zu Beginn der Besteigung lenkten zwei Aktionen den Werkschutz zunächst ab. Eine überraschende Kundgebung fand am Haupttor statt, während die „Aktionsgemeinschaft gegen Cattenom“ als Besuchergruppe auf dem Gelände eine Besetzung an einem der anderen Kühltürme simulierte. Die Polizei nahm zwei Personen fest und kesselte Demonstranten–Gruppen am AKW und im Ort Cattenom selbst ein. Fortsetzung auf Seite 6 Alle drei Aktionen wurden von einem gewissen „Robert Wald“ ganz offiziell bei der Kraftwerksleitung angemeldet. Zusammen mit einer „Arbeitsloseninitiative“ wollte er sich im Rahmen einer Exkursion mit Atomkraftwerken aktiv auseinandersetzen und die vor Ort gewonnenen Erkenntnisse direkt umsetzen. „Robert Wald“ war für diese Aktion extra von „Robin Wood“ ins Leben gerufen worden. Der Projektleiter hatte dem Kraftwerksbetreiber zuvor versichert, daß die Gruppe unvoreingenommen und für alle Argumente offen sei. Daraufhin wurden sie aufs freundlichste empfangen. Nach einem Vorgespräch mit dem Bürgermeister in Brokdorf und dem Leiter des Informationszentrums wurde die Gruppe auch vom Bürgermeister von Cattenom eingeladen. Nach dem einstündigen Gedankenaustausch mit „Arbeitslosen“ stellte er fest, daß er seine Zeit mit der Gruppe nicht vergeudet habe, denn er würde seine Zeit nie mit uninteressanten Menschen verplempern. Die Presseabteilung des Kraftwerks in Cattenom bemühte sich sehr um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gruppe.