VEB Unterhaltung: erste Früchtchen

■ Deutsch–deutscher Kulturaustausch sorgt immer für Wirbel: In West–Berlin trat die DDR–Pop–Gruppe „Pankow“ wegen Hupka nicht in einer Talkshow auf / Beim Auftritt von DDR–Gruppen im „Tempodrom“ entfernte die britische Militärpolizei eine DDR–Flagge

Berlin (taz) - Angefangen hat das Fest der DDR Künstler in Westberlin schon im Juni dieses Jahres, als Irene Moessinger vom Tempodrom in der „Leute“–Talkshow auf Frau Gisela Steineckert, Präsidentin des Komitees für Unterhaltungskunst in der DDR traf. Die Damen beschlossen damals, als erste vom zu erwartenden deutsch–deutschen Kulturabkommen zu naschen, sozusagen die ersten Früchte zu ernten. Der Teufel sitzt allerdings nicht nur im Detail, sondern auch in den Früchtchen dieses Abkommens. Zwar gingen die Vertragsverhandlungen übereinen reinen DDR–Abend in der sogenannten „selbständigen Einheit Westberlin“ reibungslos vonstatten, doch die Durchführung erwies sich, wie Zuschauer der „Leute“–Talkshow vom vergangenen Freitag von Gisela Marx erfuhren, als nicht unproblematisch. Als nämlich der Abteilungsleiter vom VEB Unterhaltungskunst, Herr Kukuck, Berufung Funktionär, beim SFB nicht durchsetzen konnte, Herrn Hubert Hupka, Berufsantikommunist, auszuladen wenn sie weiterhin wünschten, die Popgruppe „ Pankow“ solle zur Steigerung westlichen Unterhaltungsbedürfnisses aufspielen. Da auch Herrn Kukuck klar gewesen sein muß, daß allein der Gedanke an solche Forderungen beim SFB Trotzreaktionen auslösen würde und nicht Nachdenken über den Sinn, einen Herrn Hupka einzuladen, darf andererseits die Frage erlaubt sein, wie es um das politische Selbstbewußtsein der DDR–Künstler steht, die durch Ausbildung und Beruf in der Lage sein müßten, mit einem Herrn Hupka fertig zu werden. Die Be– und Absonderlichkeit dieser DDR–Veranstaltung in Westberlin brachte es im Vorfeld auch mit sich, daß sich die Westberliner Polizei am Samstag genötigt sah, die britische Militärpolizei einzuschalten, als erstere vor dem Tempodrom die „Spalterfahne“ entdeckte, mit der das Tempodrom seine Arena neben anderen Utensilien aus dem Erzeugerland schmückte. Das Ergebnis war die Verhüllung durch blaue Plaste, dem Müllsack der Nation. Wer allerdings am Samstag doch den Zwangsumtausch auf dem Tempodromgelände zahlte, konnte sich davon überzeugen, daß neben den Rockgruppen Elektra, Pankow und Puhdys vor allem die Schlagerparodisten „Zwinger Trio“ aus Dresden bzw. die Kabarettisten „Wenzel & Mensching“ zu überzeugen wußten durch grenzenlose Spontaneität, Witz und Ironie auf Weltstadtniveau. Qpferdach/ch