Erste Hilfsflüge in Südsudan gestartet

■ Nach langem Tauziehen hat in Khartoum zwischen die Operation Regenbogen begonnen / Mindestens zwei Maschinen starteten mit Hilfsgütern für den Süden / Die Operation soll die Fronten zwischen der Regierung und der südsudanesischen Befreiungsfront durchbrechen

Aus Khartoum Antje Bauer

„Keine Neuigkeiten über die Operation Regenbogen. Wir wissen immer noch nicht, ob und wann wir fliegen werden“, hieß es noch Ende vergangener Woche aus dem UN–Büro für die Nothilfe im Sudan, UNEOS, in Khartoum. Doch jetzt, kaum zwei Tage später scheint die Hilfe für den hungernden Süden des Landes tatsächlich und dem Guerillakrieg zum Trotz angelaufen zu sein. Am Dienstag morgen verließen mindestens zwei Maschinen mit Hilfsgütern den Khartoumer Flughafen in Richtung Juba, die Regierung soll eine Luftbrücke in Gang gesetzt haben. Sudanesische Zeitungen und verschiedene Nachrichtenagenturen berichten gar, bereits am vergangenen Sonntag sei die erste Maschine mit 15 Tonnen Hilfsgütern an Bord in die größte Stadt des Südens, Juba, geflogen, zurückgekehrt und mit neuer Ladung nach Nordostzaire gestartet. Von dort sollen die Nahrungsmittel auf dem Landweg in den Süden gebracht werden. Ob diese Meldungen stimmen, war jedoch nicht zu ermitteln. Bjarne Garden, UNEOS–Sprecher in Khartoum weigert sich auch Sicherheitsgründen, genaue Auskünfte über Anzahl und Ziel der Hilfsflüge zu geben und noch immer scheint die militärische Lage im Süden unsicher. Vor Wochen schon sollte die Operation Regenbogen die festgefahrenen Fronten zwischen der Regierung und der Südsudanesischen Befreiungsfornt durchbrechen: Ein schneeweißes Flugzeug mit aufgemaltem Regenbogen sollte Nahrungsmittel, Ärzte und Medikamente in den Süden bringen und unabhängig von den Kriegsparteien an die Bevölkerung verteilen. Das World Food Programme hatte die Idee, UNICEF wollte sich beteiligen, Medecins sans frontieres wollten Ärzte zur Verfügung stellen, doch immer wieder scheiterte die Aktion in letzter Minute an mehr oder weniger bürokratischen Hürden. Am vergangenen Donnerstag zum Beispiel meldete der britische Rundfunk BBC in den frühen Morgenstunden, die Maschine sei gestartet, UNEOS verkündete, sie werde bald starten, die Flughafenverwaltung versicherte, sie sei schon weg und wenn man sich die Mühe machte, bei 50 Grad im Schatten durch den Staub zu hecheln, konnte man den Flieger noch stehen sehen. Mal war die zairische Landeerlaubnis noch nicht eingetroffen, mal fand der Konvoi keinen Versicherer für den riskanten Transport von der Grenze durch das von der SPLA kontrollierte Gebiet in die Städte des Südsudan. Schon warf die kritische Tageszeitung Sudan times der UNEOS vor, bei den Menschen in den süd lichen Städten falsche Hoffnungen erweckt zu haben. In baldiger Erwartung der Hilfsgüter seien sie dort geblieben, anstatt aufs Land zurückzukehren, wo die Nahrungsmittel bei weitem nicht so knapp sind. Flüchtlinge aus dem Süden wiederum berichteten, in der Stadt Wau hätten die Banken bereits kein Bargeld mehr, die Händler verlangten bereits umgerechnet 80 Mark für einen Sack Reis, in Malakal gebe es weder Mais noch Reis oder Mehl, die Bevölkerung ernähre sich von Mangos und nach ersten Plünderungen ließen die Händler ihre Läden von Regierungstruppen schützen. Jetzt hat die Regierung die Flughäfen für sicher erklärt, am Dienstag sollten auch kommerzielle Luftfahrtunternehmen die Flüge dorthin wieder aufnehmen. die SPLA, die bislang gedroht hatte, alle Flüge in die Regierungskontrollierten Stadte des Südens abzuschießen, scheint sich aus dem Umkreis der Städte zurückzuziehen, was möglicherweise auf das Ende der Regenzeit zurückzuführen ist. Auch die Wagen der Regierung können die Straßen jetzt wieder passieren. Angehörige diverser Hilfsorganisationen, die in ständigem Funkkontakte mit Mitarbeitern im Süden stehen, äußerten jedoch Zweifel an der Sicherheit des Luftraums und haben ihre Fluge noch nicht wieder aufgenommen. Vielleicht wäre eine Aktion Regenbogen für die hungernden Südsudanesen, die in den Straßen Khartoums schlafen und sterben, dringlicher, wenn auch weniger spektakulär. Ganz ohne Flugzeug.